Sobald in den Wintermonaten die Seen im Zentrum von Peking mit einer dicken Eisschicht überzogen sind, gehen die Einheimischen dort gerne Schlittschuhlaufen. Das solltest auch du einmal ausprobieren. Alles, was du über das Schlittschuhlaufen auf dem Houhai-Seee wissen solltest.
Ich bin kein grosser Freund vom chinesischen Winter. Oft bläst ein beissend kalter Wind durch die Häuserschluchten, die Luft ist überdurchschnittlich stark mit Feinstaub belastet und in den schlecht isolierten Häusern zieht es einem meistens kalt an den Rücken.
Es gibt aber eine Sache, die ich während meiner Zeit in Peking jedes Jahr genossen habe: Sobald es kalt genug war, froren die zahlreichen Seen in der Stadt zu und dann dauerte es nicht lange, bis sich die Eisflächen in belebte Eisbahnen verwandelten.
In den vergangenen Jahren bin ich auf verschiedenen Seen Schlittschuh gelaufen. Wenn du nur Zeit und Lust für einen einzigen hast, dann empfehle ich den Houhai-See. Nirgendwo ist die Umgebung so malerisch, wie rund um den bekannten See in der historischen Innenstadt.
Zuletzt war ich Anfang Januar 2020 kurz vor dem Ausbruch des Corona-Virus in Peking unterwegs und erzähle dir in diesem Artikel alles, was du wissen solltest, falls du selber über den See fahren möchtest.
Wieso ausgerechnet auf die Seen?
Schlittschuhlaufen ist in China traditionell ein beliebter Wintersport. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass es ein vergleichsweise günstiges Vergnügen ist, das sich auch schon viele leisten konnten, als China noch ein armes Land war.
So findest du dann auf der Eisfläche auch eine breite Palette an unterschiedlichen Leuten: Manche stehen zitternd mit X-Beinen da und drohen jeden Augenblick hinzufallen, während andere olympiaträchtige Pirouetten drehen. Diese Vielfalt liess meine Hemmungen sinken, mich mit meinen mittelmässigen Fähigkeiten öffentlich zu blamieren.
Vor allem aber sind die Seen, die am Rande der Verbotenen Stadt einst den Endpunkt des legendären Kaiserkanals bildeten, touristisch sehr sehenswert. Das heisst, du solltest die Gegend sowieso besuchen – und vom Eis aus hast du noch einmal eine ganz andere Perspektive auf die Altstadt.
Besonders schön ist das südliche Ende des Houhai-Sees, wo es eine kleine Insel gibt, um die du herumfahren kannst. In diesem Jahr habe ich allerdings das etwas ruhigere nördliche Ende des Sees besucht, das auch recht hübsch ist. Angeblich gibt es eine weitere Bahn am dem etwas südlicheren Qianhai-See, die ich aber selber nie besucht habe.
Was kannst du auf dem See tun?
Schlittschuhlaufen ist natürlich die wichtigste Tätigkeit, die du auf dem Houhai-See ausüben kannst. An verschiedenen Stellen kannst du dir preiswert Schlittschuhe mieten und erhältst Zugang zu einem Abschnitt des Sees, auf dem du dich austoben kannst.
Es gibt aber auch ganz andere Tätigkeiten, für die ich noch nicht einmal den Namen kenne. Wo ein paar Jahren habe ich einmal einen Schlitten mit Metallkufen gemietet, auf dem man mit Ski-Stöcken angeben konnte. Wirklich praktisch war das nicht, was vielleicht auch der Grund ist, wieso ich sie in diesem Jahr nicht mehr sah. Aber Spass hat es trotzdem gemacht.
Ebenfalls eine eigenartige Sache sind die Fahrräder, bei denen das vordere Rad teilweise mit zwei Kufen ersetzt wurde – ähnlich wie im Titelbild oben. Auch hier ist es weniger der sportliche Aspekt als die Exotik des Gefährts, die die Miete eines solchen Dings attraktiv macht.
Neu habe ich in diesem Jahr so etwas wie Auto Scooter gesehen. Wenn dir also sonst nichts Spass macht, kannst du auch in einem kleinen Elektro-Auto über das Eis flitzen. Nachträglich bereue ich ein bisschen, dass ich das nicht ausprobiert habe.
Praktische Tipps: Schlittschuhlaufen auf dem Houhai-See
Sobald es die Eisdicke zulässt, ist das Gelände jeden Tag von 9.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostete in diesem Jahr an einem Wochentag 30 Yuan und während des Wochenendes 40 Yuan. Für diesen Preis kannst du so lange bleiben, wie du magst.
Wenn du regelmässig aufs Eis gehst, lohnt sich möglicherweise die Anschaffung eigener Schlittschuhe. Die lassen sich zwar auch zu einem fixen Tagespreis von 30 Yuan (plus 20 Depot) relativ kostengünstig mieten, leider aber ist die Mietware eher von mittelmässiger Qualität.
Für die Strassenschuhe und eine Tasche kannst du kostenlos eigens aufgebaute Schliessfächer nutzen. Auf dem Eis gibt es zudem fliegende Händler, die warme Getränke und teilweise auch kleine Snacks anbieten. Bei den kalten Temperaturen wirst du zumindest ersteres bestimmt sehr begrüssen.
Nach dem Schlittschuhlaufen kannst du dich in einer der zahlreichen Kneipen am Südende des Houhai-Sees aufwärmen, einem beliebten Ausgehviertel der Stadt. Mein Tipp: Bestelle dort kein Essen und wähle nur Getränke, die in Flaschen oder Dosen kommen. Das Essen ist oft schlecht und die Getränke sind bis zu Unkenntlichkeit mit Wasser verdünnt.
Die beiden im Text erwähnten Eisflächen erreichst du relativ gut mit der U-Bahn. Für das südliche Gelände sind die Stationen Shichahai (Linie 8) und Beihai Nord (Linie 6) am praktischsten. Den nördlichen Teil erreichst du am besten über die Station Gulou Dajie (Linie 2). Wenn du ein Hotel in der historischen Innenstadt wählst, geht das meistens auch zu Fuss.
Weitere interessante Orte, um Schlittschuh zu laufen sind (neben einigen Bahnen im Innern verschiedener Shopping-Malls) der schöne Zuzhuyuan Park in der Nähe des Zoos, der allerdings für Touristen etwas abseits liegt, sowie das Olympische Sportstadion „Vogelnest“, das im Winter für verschiedene Eisaktivitäten hergerichtet wird und ebenfalls auf das Besuchsprogramm bei einer Stadtbesichtigung gehört.
Fazit
Für mich gehört das Schlittschuhlaufen auf dem Houhai-See zu den schönsten Dingen, die man im Winter in Peking unternehmen kann – vor allem an einem sonnigen Tag.
Der Besuch der Seen im Zentrum von Peking gehört sowieso zum Pflichtprogramm jeden Peking-Reisenden und der der Blick vom See bietet noch einmal eine vollkommen andere Perspektive auf die Umgebung. Da kann man also nicht viel falsch machen.
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