Für alle Eisenbahnnerds, die gerade durch China reisen, gibt es heute einen ganz besonderen Tipp: Das Eisenbahnmuseum in Peking. Hier kannst du historische Dampfloks besuchen und den Luxuszug besichtigen, in dem einst Mao Zedong und sein Premierminister Zhou Enlai durchs Land fuhren.
China ist eine Eisenbahnnation – und dies nicht erst seit das Land jedes Jahr neue Hochgeschwindigkeitsverbindungen über das Land zieht. Vor diesem Hintergrund überrascht es ein bisschen weniger, dass es in Peking gleich drei Eisenbahnmuseen gibt. Vor einem Jahr habe ich hier bereits über das Museum am Tiananmen-Platz geschrieben, wo das Eisenbahnministerium seine Zukunftvisionen präsentiert und wo man in einem Eisenbahnsimulator sogar selber einen Hochgeschwindigkeitszug „steuern“ kann.
Im Eisenbahnmuseum im Nordwesten der Stadt geht es eher um die Vergangenheit. In einem gewaltigen Depot werden historische Dampflokomotiven und ausser Betrieb genommene Elektroloks gezeigt. Spannend sind dabei die sehr ausführlichen Schautafeln zu jeder einzelnen Lokomotive, die zwar voller Heldenepos und antijapanischer Propaganda sind, aber trotzdem einen interessanten Blick auf die chinesische Geschichte erlauben.
Das Prunkstück: Maos Luxuswagen
Gleich nach dem Eingang fällt ein Eisenbahnwagon auf, der mit einem grossen Panorama-Fenster endet. Es ist der persönliche Wagen des einstigen Eisenbahnministers Teng. Gleich daran angehängt sind der private Wagen von Mao Zedong und seines Premierministers Zhou Enlai. Der undatierte vierte Wagon ist sichtbar älter und musste wohl auch hochrangigen Offziellen als Transportmittel gedient haben.
Die vier Wagons lassen sich für einen kleinen Aufpreis von zehn Yuan auch von Innen besichtigen. Im Preis inbegriffen sind Platiksocken, welche offenbar die historischen Teppiche schützen sollen. Meiner Meinung nach ist dieser Bereich der spannendste Teil des ganzen Museums und sollte auf keinen Fall ausgelassen werden.
Die Ausstattung der Regierungswagen ist beeindruckend. Während das Volk an Hunger litt, fuhren die damaligen Regierungschefs im Luxuszug durchs Land. Sowohl Mao wie auch Zhou hatten neben einem riesigen Wohnzimmer ein Schlafzimmer mit Doppelbett und einem angehängten Badezimmer einschliesslich einer grossen Badewanne.
Weitere interessante Züge
Die Hälfte des Depots ist mit Dampfloks belegt. Leider darf man nur bei einer einzigen in den Führerstand steigen. Etwas besser sieht es bei den Elektro-Loks aus: Hier konnte ich immerhin zwei Mal hinter das Führerpult treten. Leider waren die Loks in einem ziemlich abgenutzten Zustand.
Interessant fand ich auch den „China Star“.Als der Prototyp 2002 aus dem Werk rollte, wurde er als Resultat grandioser Ingenieurkunft gefeiert. Auf der Teststrecke erreichte er damals immerhin Geschwindigkeiten von 312 Stundenkilometern. Ab 2005 verkehrte der Zug auf der Strecke Richtung Harbin, konnte aber wegen den schlechten Schienen auf nicht mehr als 160 km/h beschleunigen. Aus unbekannten Gründen wurde der Zug ein Jahr später von den Schienen genommen und dürfte wohl eher als ein Flop der chinesischen Bahngeschichte gelten.
Fazit
Wer sich für die faszinierende Entwicklung der chinesischen Eisenbahn interessiert und über die tendenziell propagandistischen Schautafeln hinwegsehen kann, wird das Eisenbahnmuseum durchaus spannend finden. Für alle andere dürfte das Museum eher wenig zu bieten haben.
Anreise und Preis: Das Museum liegt etwas ausserhalb des Zentrums im Nordosten von Peking hinter der Fünften Ringstrasse an der Qiuxian Bei Lu 1. Am besten erreichst du es mit dem Bus 402, 688 oder 418 oder dem Taxi ab der U-Bahnstation Jintai (Linie 14). Der Eintritt beträgt 20 Yuan. Achte darauf, dass das Museum bereits um 16 Uhr schliesst und am Montag den ganzen Tag über geschlossen ist.
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Sehr spannend 🙂