Blick auf eines der Hauptgebäude des Fauentempfels von Meizhou. Fotos: Kilian Kempter.

Blick auf eines der Hauptgebäude des Fauentempfels von Meizhou. Fotos: Kilian Kempter.

Bist du auf der Suche nach einem Geheimtipp im Südosten von China und stehst auf leckeres vegetarisches Essen? Dann ist vielleicht das Frauenkloster von Meizhou ein guter Zwischenstopp auf deiner Route. Hier erfährst du, was unser Gastautor dort erlebte.

Gastbeitrag von Kilian Kempter von Sprachcrashkurs

Seit einigen Jahren werden in China sehr viele Sehenswürdigkeiten aufpoliert. So ist es zwar schön, auf einer frisch gepflasterten „großen Mauer“ zu laufen, das geschichtliche Flair geht dabei jedoch komplett unter. China rüstet auf und deshalb ist es bei den kommerziellen Hotspots oft schwierig, noch ein echtes Stück der so alten und faszinierenden Kultur zu erhaschen.

In Meizhou in der Provinz Guangdong geht dies noch und Reisende, die den Drang haben, viel vom unverfälschten China mitzukriegen, kommen auf ihre Kosten. Das Frauenkloster, Teeplantagen und die einzigartigen Rundbauhäuser (Tulou’s) sind dort vorzufinden. Diese kleine und typisch chinesische Stadt liegt zwischen Guangzhou und Xiamen und ist für Langnasen noch ein echter Geheimtipp.

Ankunft in Meizhou

Von Xiamen kommend erreichen wir Meizhou nach einem halben Tag Busfahren. In der kleinen Stadt angekommen sehen wir gleich, dass dort noch nicht so viele wàiguórén (Ausländer) gewesen sein konnten, denn alle Augenpaare scheinen auf uns gerichtet zu sein.

Raus aus dem Busbahnhof und rein ins erstbeste Hotel. Es ist wirklich faszinierend: Am Vortag hatten wir in Xiamen noch in einem dreckigen Loch ohne Fenster geschlafen und heute finden wir ein Luxuszimmer für den gleichen Preis vor. Neun Euro pro Person – alleine für diesen Komfort hat sich die Reise in ein wenig touristisches Gebiet schon gelohnt. Wieder einmal sehen wir, wie klein die Preisdifferenz zwischen chinesischem Hotel und touristischem Hostel noch ist.

Bildeindrücke der Stadt Meizhou.

Bildeindrücke der Stadt Meizhou.

Das Frauenkloster und seine Frauen

Am nächsten Morgen schwingen wir uns nach harten Verhandlungen für wenig Geld auf ein Mopedtaxi. Der Fahrer bringt uns zum Hintereingang des Klosters und düst schnell wieder ab.

Wir steigen die Treppen hinauf und sehen, dass zur chinesischen Reisesaison wohl etwas mehr los sein muss, denn es gibt ein paar geschlossene Souvenierstände. Uns gehen chinesische Reisetruppen wenig auf die Nerven, denn die klemmen sich meist sehr brav an den Reiseführer dran. Böse Zungen behaupten ja, dass die meist gleich gekleideten chinesischen Touristen wenig selbstständig seien…

Okay, wir stehen also mitten im wunderschön angelegten Kloster. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Kleine religiöse Skulpturen und kunstvoll verzierte Wände. Leider ist unsere Kamera nicht die beste, falls du also gerne fotografierst, dann bietet dir dieser Ort eine ganze Menge wunderbares Bildmaterial.

Liebevoll angelegter Garten im Frauenkloster von Meizhou

Liebevoll angelegter Garten im Frauenkloster von Meizhou

Ich schaue mir gerade die Preise der Kerzen an und bin etwas schockiert, dass das ein Meter hohe Exemplar stolze 500 Euro kostet. Na einige Chinesen haben wohl einen ganzen Haufen Geld, denke ich und grüble, ob es nicht so eine Art „Kauf die Kerze und du kommst in den Himmel“-Ding ist.

Die Stimme meiner Freundin Gina holt mich wieder aus der Gedankenwelt zurück. Schnell laufe ich zu ihr. Eine kleine Mönchsfrau steht bei ihr und sie unterhalten sich ein wenig. Um die 40 Frauen sind aktuell im Kloster und halten die täglichen Zeremonien ab.

Zu Beginn ist der Anblick der freundlichen Mönchsfrau etwas ungewöhnlich. Ihre Kutte und die abrasierten Haare verleihen ihr geradezu etwas Männliches. „Ob die schon mal Sex hatte“, fragt mich die Stimme meines Verstandes. „Huumpphh, was denkst du denn jetzt schon wieder“, grummelt eine weitere Stimme.

Nach kurzem hin und her komme ich zum Fazit, dass dies wohl wieder eine tolle Übung ist, die Menschen einfach so zu mögen, wie sie sind und frei von sämtlichen Vorurteilen zu bleiben.

Der nicht zugängliche Turm

Das Areal des Klosters erstreckt sich mit mehreren Gebäuden über den ganzen Berg. Wir pirschen uns weiter durch die Gebäude und klein angelegten Gärten. Dieses Kloster ist echt wunderschön, denke ich mir und freu mich schon auf die Turmbesteigung auf der Spitze des Hügels.

Oben angekommen erfahren wir jedoch leider, dass der Turm wegen Instabilität nicht mehr begangen werden darf. Bis plötzlich eine kleine Horde Chinesen an uns vorbei läuft und beginnt die Treppen hinaufzusteigen.

Der Turm in der Tempelanlage: Nur für besondere Gäste.

Der Turm in der Tempelanlage: Nur für besondere Gäste.

Spontan reihen wir uns einfach ein und hoffen, dass es klappt. Von der Seite werde ich jedoch angetippt und eine kleine Mönchsfrau sagt das mir so wohl bekannte Wort „méiyŏu“, was in diesem Sinne wohl so viel heißt wie „hey, du kommst hier net rein“. Schade. Ein Versuch war’s wert. Welche Beziehungen die Chinesen, die gerade die Treppen hinauflaufen, wohl haben?

Wir setzen uns eine Weile an den Fuß des Turms und genießen die Energie und Kraft des Klosters. Von meinem lauten Magengrummeln wird die Ruhe unterbrochen. Außer unserer täglichen Mangoration haben wir heute noch nichts gegessen. Voller Vorfreude steigen wir die Klostertreppen wieder hinunter, denn in Kürze öffnet die Klosterküche ihre Tore.

Speisen mit den Nonnen

Klosteressen schmeckt in China meist hervorragend und ist vegetarisch. Dank unseren Chinesisch-Kenntnissen und der mitgebrachten Essensliste können wir uns mit der Kellnerin verständigen. Wir bestellen zwei Wunschgerichte und dann noch zwei uns nicht bekannte Speisen. Gina kann die Schriftzeichen zwar lesen. Doch das bestellen erleichtert das nicht: die Gerichte tragen phantasievolle Bezeichnungen wie „goldener Löwenkopf“ oder „Phönixfüße“.

Wir sind sehr gespannt auf das Essen und als es auf unserem Tisch steht, merken wir gleich, wie hervorragend es schmeckt. Sogar so gut, dass wir am darauf folgenden Tag erneut zum Essen kommen.

Eine Nonne mit kurz geschorenen Haaren.

Eine Nonne mit kurz geschorenen Haaren.

Praktische Tipps

Anreise: Von Xiamen (4 Std.) oder Guangzhou (5 Std.) ist Meizhou mehrmals täglich zu erreichen. Zudem fahren direkte Busse in drei Stunden nach Yongding, dem Zugangsort für die Tulou-Rundbauten in der Provinz Fujian. Achtung: In Meizhou gibt es zwei Busbahnhöfe.

Unterkunft: In der Nähe der Bahnhöfe befinden sich mehrere günstige Hotels, die auch Ausländer aufnehmen. Da die Stadt recht überschaubar ist und die Taxis mit einem Grundpreis von sechs Yuan relativ wenig kosten (siehe hier den Taxifahrguide auf Sinograph), spielt die Lage des Hotels keine so grosse Rolle. Solltest du Probleme haben, ein Hotel zu finden, empfehle ich einen Blick auf diese Tipps zum Finden von Hotels für Ausländer.

Reisezeit: Meizhou ist immer gut zu bereisen. Der Frauentempel soll jedoch im Frühling am schönsten sein, wenn die sorgfältig angelegte Skulpturenanlage am Blühen ist. Wie in ganz China ist von einer Reise in der goldenen Woche (Oktober) und während des Frühlingsfests (Februar) abzuraten.

Eintritt: Für das Frauenkloster ist ein Eintrittsgeld von umgerechnet rund drei Euro zu bezahlen.

Kommunikation: Meizhou und insbesondere der Frauentempel sind  abseits der touristischen Trampelpfade und bieten dir ein autentisches Chinaerlebnis. Noch besser wird deine Reise, wenn du einige Wörter Chinesisch im Gepäck hast. Für den Kontakt mit Einheimischen und ein leichtes „Vorankommen“ empfehle ich dir die Gratisversion oder Vollversion unseres Chinesisch-Videotrainings: chinesisch-fuer-reisende.de

Weitere Sehenswürdigkeiten: Ich empfehle, für Meizhou einen zwei- oder dreitägigen Aufenthalt einzuplanen, da es neben dem Frauenkloster noch viel zu sehen gibt. Am Bekanntesten ist der Hakka-Park, ein Themenpark in der Stadt, der sich dem Leben der Hakka-Minderheit widmet. Sehr interessant fand ich die Teeplantagen mit Tee Flatrate und das 400 Jahre alte Toulou in der chinesischen Pampa.

Über Kilian

KilianServus, ich bin Kilian Kempter und ich liebe es, abseits der touristischen Trampelpfade zu reisen. Schnell habe ich dabei gemerkt, dass ich ohne Sprachkenntnisse nicht so weit komme wie ich will. Nach und nach habe ich deshalb ein Sprachtool entwickelt, mit dem sich Reisende (auch ohne Sprachkenntnisse) mit Einheimischen verständigen können. Auf sprachcrashkurs.de blogge ich darüber. Schau mal vorbei.

Bist du neu hier? Dann schau dir hier an, was Sinograph bezweckt? Wenn du auf der Suche nach Reiseinspitation bist, dann schau dich hier in der Rubrik Reiseziele um. Und vergiss nicht, Facebookfan von Sinograph zu werden. Praktische Reisetipps findest du im Chinareiseforum.

Das könnte dir auch gefallen

Hinterlasse eine Nachricht

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert