So habe ich in China Arbeit finden können.

Mein Schreibtisch bei einem chinesischen Verlag.

Während es derzeit in Europa auf dem Stellenmarkt kriselt, wächst die chinesische Wirtschaft weiterhin mit rasanter Geschwindigkeit. Da ist der Gedanke nicht abwegig, sich auch einmal im Reich der Mitte nach einer beruflichen Herausforderung umsehen. Immerhin bietet China nicht nur ein kulturell spannendes Umfeld, sondern inzwischen auch angesichts der vergleichsweise tiefen Lebenshaltungskosten ganz attraktive Löhne. Wie du bei der Suche vorgehst, worauf du bei den Firmen achten solltest und welche Vor- und Nachteile ein Arbeitseinsatz in China mit sich bringt, verrate ich dir in diesem Beitrag.

In der Zeit, die ich in China verbrachte, war ich selber in unterschiedlichen Organisationen tätig und habe in den Jahren viele andere Ausländer kennengelernt, die in China arbeiteten. Eines vorweg: In China eine Stelle zu finden, ist einfacher, als du dir vielleicht vorstellst. Die beste Methode ist natürlich, wenn du dich von deiner Firma nach China entsenden lassen kannst. Dann bezahlt dir dein Unternehmen in der Regel den Umzug, eine Wohnung vor Ort und du bekommst einen Lohn auf europäischer Basis. Doch an solche attraktive Expat-Packages heranzukommen, das ist nicht ganz einfach – und die Tatsache, dass du diesen Artikel liest, deutet daraufhin, dass dieser Weg für dich nicht offen ist.

Auch bei mir das das nicht so. So bleibt nur die Alternative, selber in China eine Arbeit zu suchen. Du kannst natürlich versuchen, deine Bewerbungen von zu hause zu verschicken. Aber wenn du nicht über ein einzigartig perfektes Profil verfügst, werden die Firmen stets Kandidaten bevorzugen, die bereits in China sind. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Unternehmen die potentiellen Angestellten gerne persönlich kennenlernen möchten, sondern auch darum, dass du noch nicht bewiesen hast, dass dir China auch wirklich gefällt und du mit dem anderen Umfeld auch wirklich klarkommst. Nichts ist nämlich für einen Arbeitgeber blöder, als wenn du nach zwei Monaten wegen des schlimmen Smogs die Stelle und China wieder verlässt.

Auch ich fasste einfach eines Tages den Entschluss, mich auf das Abenteuer China einzulassen. Ich schrieb mich in eine Chinesisch-Sprachschule ein und reiste kurz darauf nach Peking. Bevor das Semester zu Ende war, hatte ich bereits eine Stelle bei einem chinesischen Verlag gefunden. Ein paar Jahre später stolperte ich über eine zweite Stelle bei einer staatlichen Verwaltung. Beides Mal erhielt ich die Stelle relativ leicht, weil ich kaum Konkurrenten hatte. Offenbar gibt es nur wenige Deutschsprachige, die bereit sind, in China zu arbeiten. Das hat mich damals überrascht und tut es eigentlich auch heute noch.

Welche Jobs du finden kannst

Es gibt verschiedene Industriezweige, in denen Ausländer in China Arbeit finden können. Wie gut deine Aussichten sind, hängt davon ab, welches Wissen du mitbringst. Denke auch daran, dass es saisonale Schwankungen gibt: Besonders gut ist die Zeit im Februar nach dem chinesischen Frühlingsfest, da dann in vielen Firmen ein neues Rechnungsjahr anfängt, es ohnehin zu vielen Neubesetzungen kommt. Gegen Ende des Unisemesters musst du mit mehr Ausländern konkurrieren, die ebenfalls in China Arbeit finden wollen. Hier zähle ich die Bereiche auf, in denen ich immer wieder viele Deutschsprachige getroffen habe.

  • Höhere berufliche Praxisausbildung. China hat zwar Millionen von arbeitswilligen Menschen. Doch die meisten verfügen über keine solide Ausbildung und falls doch, wurden sie in der Uni hauptsächlich theoretisch geschult. Verfügst du also über ein fundiertes Fachwissen, stehen deine Chancen gut, irgendwo eingestellt zu werden. Davon zeugt auch ein Willkommenspaket über eine Million Yuan, das besonders hoch qualifizierte Ausländer bekommen können, wenn sie sich in China ansiedeln – und nein: Vermutlich wirst du dich für das Paket nicht qualifizieren! Besonders viele Deutsche und Schweizer habe ich in der Hotellerie getroffen. Diese Leute verfügen in der Regel über eine Ausbildung im Hotelmanagement.
  • Arbeit mit deiner Muttersprache. In China gibt es mehrere Verlage und Webseiten, die deutschsprachige Publikationen herausgeben. Zudem gibt es mit CRI sogar einen deutschsprachigen Radiosender. All diesen Unternehmen ist gemein, dass sie deutschsprachige Lektoren einstellen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, in Universitäten Deutsch zu unterrichten. Vor allem in kleineren Kreishauptstädten gibt es häufig offene Stellen. Allerdings ist die Bezahlung meist wenig attraktiv: Neben Kost und Logis und einem kostenlosen Sprachkurs liegen pro Monat meistens nur ein bisschen mehr als 500 Euro drin. Damit kannst du zwar überleben. Es erlaubt dir aber keinerlei Rückstellungen. Ausserdem gibt es am Goethe-Institut einen kleinen Bedarf an Deutschlehrern, die aber über eine entsprechende Ausbildung verfügen müssen (Deutsch als Fremdsprache), allerdings sind auch hier die Anstellungsbedingungen nicht besonders attraktiv.
  • Regierungsorganisationen: An den Botschaften in Peking sind nicht nur Diplomaten tätig, sondern auch eine ganze Reihe von Lokalangestellten aus den jeweiligen Ländern, die zum Teil einfachere Büroarbeiten tätigen, aber auch verantwortungsvollere Tätigkeiten ausüben können. Beispielsweise im Hochschulmarketing oder in der Entwicklungszusammenarbeit. In der Regel verwenden die Organisationen Lokalangestellte aus zwei Gründen: Erstes sind Lokalangestellte billiger da eine Entsendung entfällt, zweitens wollen die Organisationen auf diese Weise an Landeskenntnisse kommen. Das heisst: Für viele dieser Jobs musst du chinesisch sprechen können. Mögliche Aufgaben sind das Organisieren von Anlässen, der Verhandeln mit lokalen Vertragspartnern und so weiter.
  • Repräsentative Jobs. Ausländer werden in China gar nicht so selten allein deswegen eingestellt, damit es im Betrieb eine Langnase gibt. Was etwas bizarr klingt, hat seinen Grund: Firmen mit weissen Angestellten gelten als erfolgreicher und machen beispielsweise Investoren einen besseren Eindruck. Eine echte Aufgabe hast du aber nicht. Mir ist einmal ein solcher Job angeboten worden als „Verlagsleiter“ oder so was. Da du keine echte Verantwortung hast, kannst du auch nicht mit einem hohen Lohn rechnen. Aber du hast genug Zeit, um chinesische Vokabeln zu lernen oder dich auf eine bessere Stelle zu bewerben. Solche Aufträge findest du oft eher kurzfristig und meistens durch die Vermittlung durch ein lokales Bekanntennetzwerk.
  • Englischlehrer: Ausserhalb von Peking und Shanghai sind die Anforderungen an Sprachlehrer nicht besonders hoch. Auch hier reicht es oft, seine weisse Haut vorzuweisen und die Zusicherung zu geben, dass man gut Englisch spricht. Auch ich hätte mehrmals Jobs als Englischlehrer annehmen können – und auch wenn mein Englisch ganz ordentlich ist, gähnt doch noch eine ziemliche Lücke bis zum echten Muttersprachler.

Was du vor dem Stellenantritt abklären solltest

Wenn du eine Stelle gefunden hast, die dir zusagt, solltest du ein paar Dinge abklären. Auf Grund meiner Erfahrungen habe ich eine kleine Checkliste zusammengestellt.

  • Lohn: Wie hoch ist der Lohn? Denk daran, dass die Lebenshaltungskosten bedeutend tiefer sind als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Mit 10.000 Yuan im Monat kommst du in Peking oder Shanghai in einem Einzelhaushalt recht gut über die Runden. Dafür kriegst du eine kleine Wohnung, kannst regelmässig auswärts essen und dir den einen oder anderen Ausflug leisten. In kleineren Städten brauchst du weniger. Denk bei der Berechnung auch daran, dass du weiterhin eine Kranken- und Unfallversicherung brauchst und insbesondere bei einem längeren Auslandsaufenthalt auch Rücklagen für die Altersvorsorge tätigen solltest.
  • Steuern: Kläre unbedingt ab, wie hoch die Steuern sind. Wenn du für ausländische staatliche Organisationen wie beispielsweise eine Botschaft arbeitest, musst du in der Regel in China keine Steuern zahlen. Da der Steuersatz in China recht hoch ist (um die 20 Prozent), deklarieren chinesische Firmen gerne einen Teil des Lohns als Wohnungsmiete, Transportzulage und so weiter. Im chinesischen Verlag,  in dem ich zuerst arbeitete, betrugen die unterschiedlichen Zulagen etwa 40 Prozent des gesamten Lohns. Da dir sowohl der Lohn wie auch die Miete ausgezahlt werden, ist der einzige Unterschied, dass du auf diese Weise weniger Steuern zahlen musst. Die Steuern werden direkt vom Lohn abgezogen. Du hast also nichts damit zu tun.
  • Sozialleistungen: Vor einiger Zeit wurde in China ein Sozialsystem eingeführt, das auch für ausländische Arbeitnehmer gilt. Konkret wird dir nun ein weiterer Teil des Lohnes abgezogen. So weit ich das überblicke, ist das System noch nicht der Weisheit letzter Schluss. So ist beispielsweise nicht klar, welche Sozialleistungen du als Ausländer überhaupt in Anspruch nehmen kannst. Immerhin kannst du aber die Rentengelder bei der Rückkehr in ein Sozialwerk deiner Heimat überweisen. Da ich selber nie Abzüge für Sozialleistungen bezahlen musste und das von Anfang an über die Schweiz abgerechnet wurde, habe ich hier keine eigenen Erfahrungen.
  • Kündigung: Chinesische Unternehmen bieten meistens Arbeitsverträge mit einer einjährigen Laufzeit an, die bei Bedarf verlängert werden können. Achte unbedingt auf die Bedingungen bei einer vorzeitigen Kündigung. Obwohl es das neue Arbeitsrecht nicht mehr vorsieht, gibt es noch immer Firmen, welche eine vorzeitige Kündigung als Vertragsbruch interpretieren und einen Monatslohn als Strafe einbehalten.
  • Zwei Verträge: Viele chinesische Firmen lassen die Arbeitnehmer sowohl einen englischen wie auch einen chinesischen Arbeitsvertrag unterschreiben. Das ist in den meisten Fällen kein Problem und für Dich praktisch, da du dann leichter nachschauen kannst, wie etwas im Vertrag genau geregelt wurde. Solltest du zwei Verträge haben, darfst du dich auf keinen Fall dazu drängen lassen, die beiden Dokumente sofort zu unterschreiben. Nimm ihn mit nach hause und lasse die beiden Sprachversionen von einer Person deines Vertrauens vergleichen, da bei einem Streit im Falle unterschiedlicher Formulierungen die chineische Version zählt.

Wie du bei der Arbeitssuche am besten vorgehst

In China funktioniert sehr viel über informelle Netzwerke. Wenn du also in China Arbeit finden willst, solltest du versuchen mit allfälligen Arbeitgebern eine persönliche Verbindung aufzubauen. Dazu werden immer wieder Networking-Anlässe organisiert. Sei einfach offen und lerne so viele neue Leute wie möglich kennen. Die Chancen stehen gut, dass dir jemand helfen kann.

Gleichzeitig kannst du im Internet und auch an den Aushängetafeln an den Sprachunis nach möglichen Stellen Ausschau halten. Es gibt mehrere Websites, auf denen Stellen für Ausländer ausgeschrieben sind. Die Seiten haben teilweise einen eigenen Fokus. Kennst du noch eine Seite, von der du findest, dass sie besonders nützlich ist und fehlt? Dann erwähne sie bitte per Kommentar. Ich werde sie dann überprüfen und allenfalls in diese Linkliste aufnehmen. Hier eine Liste mit Webseiten, die ich während meiner Zeit in China selber immer mal wieder konsultierte.

  • The Beijinger: The Beijinger ist eigentlich ein monatliches Gratismagazin für Expats, in dem du alles erfährst, was dich als Ausländer in Peking interessieren könnte. In der Sektion Classified gibt es viele Jobangebote für Ausländer, die du nach den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen sortieren kannst. Wenn du neben dem Sprachunterricht eine Teilzeitstelle suchst oder über wenig praktisches Wissen verfügst, ist dies eine gute Anlaufstelle. Auf Shanghai.com gibt es ebenfalls ein Stellenportal, das aber eher wenig gute Angebote listet.
  • Sinojobs: Insbesondere wenn du über eine technische Ausbildung verfügst, bietet Sinojobs jede Menge Arbeitsmöglichkeiten, die speziell auf Deutschsprachige zugeschnitten sind. Sinojobs listet auch viele, sehr interessante Praktikaplätze. Da jedoch auch Stellen für Chinesen bei deutschen Unternehmen und für chinesische Unternehmen in Deutschland ausgeschrieben sind, ist die Seite leider recht unübersichtlich.
  • Jobmarkt der AHK: In der Ausrichtung sehr ähnlich wie Sinojobs ist der Jobmarkt der deutschen Aussenhandelskammer. Auch hier gibt es ein grosses Angebot an Pratika. Das Analogon für die Schweiz findest du hier. Allerdings gibt es hier nur sehr wenige Angebote.
  • Jobschina.net: Dieses Portal habe ich selber nie benutzt, ist mir aber schon empfohlen worden. Für Ausländer gibt es teilweise gute Angebote, allerdings konzentriert sich die Seite nicht auf Deutschsprachige.

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Beitrag helfen. Wenn du weitere praktische Tipps fürs Leben und Reisen in China benötigst, solltest du dich in der Rubrik Praxistipps umschauen. Fragen beantworte ich gerne im angegliederten Chinaforum.

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7 Kommentare

  1. Hallo habe eine frage?:)

    1. Hi Cem, das freut mich. Denn ich habe eine Antwort. Gruss, Oli

  2. Hi Oliver.
    Zunächst einmal vielen Dank für deine Tipps. Ich habe gerade mein Studium abgeschlossen und würde gerne, bevor ich ins Arbeitsleben eintauche, für einige Monate in China reisen und arbeiten.

    Von Freunden habe ich erfahren, dass eine Tätigkeit als Englischlehrer eine rentable Möglichkeit sein kann. Allerdings hat ein Kumpel auch schon schlechte Erfahrungen mit den Schulen in China gemacht. Bei meiner Recherche bin ich auf einige interessante angebote gestoßen:
    -http://www.world-unite.de/work-and-travel/china/englisch-sprachlehrer-jobs-in-china.html wirkt sehr professionell, allerdings kostet es auch recht viel
    -http://unterrichten-in-china.de/ scheint neu zu sein und sie verlangen keine Vermittlungsgebühr
    Da du selbst in China warst und vielleicht gerade noch den ein oder anderen Kollegen dort hast, der über eine solche Vermittlungsplatform einen Job in China erhalten hat, kannst du vielleicht eine Empfehlung aussprechen. Vielen Dank schonmal und liebe Grüße

    1. Hallo Turbina,

      generell würde ich von solchen Vermittlern abraten. Die machen nicht anderes als deine Bewerbungsunterlagen weiterzuleiten und dafür eine Menge Geld zu verlangen. Die Jobs findest du auch auf eigene Faust. Auf den Websites von „City Weekend Beijing“ oder „The Beijinger“ findest du jeden Tag neue Stellenausschreibungen.

      Natürlich werden Muttersprachler bevorzugt, aber die HR-Leute wissen manchmal nicht, dass man in Deutschland nicht Englisch spricht. Wenn du dir eine gute Geschichte zurecht legst und dein Englisch auch wirklich ausreichend gut ist, sollte das machbar sein.

      Auf den genannten Websites findest du auch Angebote für Deutschlehrer, die sind allerdings selten, meistens irgendwo in den Provinzkäffern und schlecht bezahlt. In der Regel um die 800 Euro plus Gratiswohnung.

      1. Hi Oliver,
        Vielen Dank für deinen Rat. In dem Fall werde ich es selbst über „City Weekend Beijing“ oder „The Beijinger“ versuchen! Du hast mir sehr geholfen.

        Liebe Grüße

        1. Ich wünsch dir viel Glück und ich würde mich freuen, wenn du am Ende deine Einfahrungen in einen weiteren Kommentar fliessen lassen könntest, damit andere, die das gleiche machen wollen wie du, von deinen Erfahrungen profitieren können…

  3. Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Man sollte sich wirklich glücklich schätzen eine Stelle im Ausland zu bekommen. Das macht sich gut im Lebenslauf und es bringt viele neue Erfahrungen mit sich.
    Beste Grüße,
    Manuel

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