Auf Sinograph liest du meistens, was mir in China gefallen hat und was ich für sehenswert halte. Obwohl ich von meinen Tipps und Tricks überzeugt bin, möchte ich auch andere zu Wort kommen lassen. Deshalb liest du heute den ersten Teil von Sinograph fragt andere Blogger.

Bis in ein paar Jahren soll China das Land mit den meisten touristischen Besuchen werden, das glaubt zumindest die Welttourismusbehörde. Doch weder auf meinen Reisen, noch in meinem privaten Umfeld oder auf anderen Blogs kann ich diese Entwicklung wirklich nachvollziehen. Vermutlich lassen sich viele von vermeintlichen Sprachproblemen abschrecken.

Für diesen Artikel habe ich sechs Reiseblogger gesucht, von denen ich weiss, dass sie schon mindestens einmal selbständig in China gereist sind. Ein paar weitere Blogger sind bei mir auf dem Radar- ich werde sie in den kommenden Monaten anschreiben. Wenn du aber jemand Passendes kennst oder selbst schon in China warst, kannst du gerne einen Kommentar hinterlassen.

Jedem dieser sechs Reiseblogger habe ich folgende drei Fragen gestellt:

  1. Welches sind deiner Meinung nach die drei sehenswertesten Orte in China?
  2. Wie lautet dein wichtigster Tipp für jemanden, der das erste Mal nach China reist?
  3. Was konntest du in China lernen?

Hier kommen die Antworten. Eines kann ich bereits jetzt verraten: es sind viele spannende Ziele und Reisetipps zusammengekommen.

> Andre von Indiana Backpacker

Meine Top 3: Ganz oben auf meiner Liste steht die Verbotene Stadt in Peking. Beim Betreten werden dir die Ausmaße der Anlage bewusst. Plätze, Paläste und Mauern: Hier ist alles riesig. Das hat einen Grund: Die chinesischen Kaiser sahen sich als „Söhne des Himmels“. Der Zutritt zur Stadt war den meisten Chinesen zur Kaiserzeit verboten.

Die Große Mauer ist das längste und größte Bauwerk der Welt. Offiziell beträgt die Länge knapp 21.000 Kilometer. Nur der kleinste Teil ist gut erhalten. Dazu gehört der Abschnitt bei Badaling. Er ist von Peking einen entspannten Tagesausflug entfernt. Die Mauer wurde errichtet, um Schutz vor einfallenden Nomaden zu bieten. Es hat nicht viel gebracht. Sie wurde immer wieder überrannt und schließlich aufgegeben.

Das Huang-Shan-Gebirge ist das Vorbild für die Zeichnungen mit den typischen Bergmotiven in deinem asiatischen Stammrestaurant. In Natur sieht es umwerfend aus. Tiefe Schluchten und steile Felsen, in denen die typisch asiatischen Nadelbäume wachsen. Wenn du Glück hast, bekommst du in einem Berghotel ein Zimmer. Dann kannst Du den Sonnenaufgang über den Bergen genießen. Ein großes Highlight ist der Nebel, der den Bergen eine mystische Atmosphäre verleiht.

Andre-Grosse-Mauer

Mein Anfängertipp: Bereite dich mental darauf vor, dass China ein Land mit zwei Gesichtern ist. Auf der einen Seite gibt es supermoderne Städte mit großem Reichtum. Auf der anderen Seite wirst du arme Gegenden auf dem Land sehen, die wie aus dem Mittelalter wirken. Der Kontrast ist manchmal schwer zu ertragen.

Was ich lernte:
In Gesprächen mit chinesischen Studenten wurde mir klar, dass die Menschen im Land dieselben Werte anstreben wie wir. Sie möchten einen Job, mit dem sie ihre Familie ernähren können, einen bescheidenen Wohlstand und in Frieden leben. Was mir außerdem klar wurde: In China wird viel Wert auf Bildung gelegt. Daran sollten wir uns in Europa ein Beispiel nehmen.

Hinweis zum Foto: Lass dich nicht von meinem grimmigen Blick stören. Normalerweise bin ich eine Frohnatur.

> Sarah von Rapunzel will raus

Meine Top 3: Die schönste Stadt die ich in China erlebt habe, ist Hong Kong. Es ist noch ein bisschen “China-Light”, mit vielen westlichen Einflüssen und vielen Expats die dort wohnen. Aber die Stadt ist faszinierend, nämlich nicht nur eine der üblichen Grossstädte, sondern mit ganz viel Grün, einem Hafen und einem Angebot an Essen und Unterhaltung, die jede andere Stadt neidisch werden lässt.

Guangzhou ist eine im Westen eher unbekannte Stadt im Süden, in der ich die Schnelligkeit, den Wachstum und die Wirtschaftsmacht China so richtig kennengelernt habe. Alles ist riesengross und super schnell. Es passiert hier schon mal, dass man morgens aufwacht und nebenan ein neues Hochhaus aus dem Boden gestampft wurde. Ausländer erkennt man (neben dem offensichtlichen Äusseren) am “Hans-Guck-in-die-Luft” Gang, mit offenen Mündern und dem Kopf im Nacken, da alle fasziniert nach oben schauen. Ein ganz spezielles Gebäude dort ist die öffentliche Bibliothek mit einem spannenden, futuristischen Baustil.

In Shanghai ist ein Spaziergang am Bund ein Muss. Am Kanal entlang zu schlendern und auf der einen Seite die Fassaden der Bankhäuser zu bestaunen und gegenüber die Skyline Shanghais zu sehen, ist ein beeindruckendes Zusammenspiel: Bei Tag und bei Nacht!

sarah

Mein Anfängertipp: Eine China-Reise ist viel weniger kompliziert als man immer hört. Es ranken sich ein Haufen Gerüchte und falsche Vorstellungen um das Reich der Mitte, welche einem an einer Reise zweifeln lassen oder einem schon bei den Vorbereitungen abschrecken. Dabei ist ein Visum eigentlich nicht minder kompliziert zu erhalten, als bei vielen anderen Ländern auch. Auch von unterwegs lässt sich ein China-Visum organisieren. Reist man vom Süden ein, ist dieses beispielsweise ganz einfach in Hong Kong zu erhalten. Also, vergiss all die Gerüchte und mach deine eigenen Erfahrungen.

Was ich lernte: Ich habe gelernt, mit anderen Augen zu sehen. Im Westen ist China weitgehendst mit Klischees behaftet, aber wie gross und vielfältig das Land ist, wissen die wenigsten. Auch ich habe die verschiedenen Regionen, Landschaften, Völker und Sprachen erst wahrgenommen, als ich tatsächlich dort war.

China ist riesengross und so vielfältig wie kaum ein anderes Land. Die meisten Gegenden sind kaum miteinander zu vergleichen und haben mitunter nichts gemeinsam. Aber genau das ist es, was ein Besuch in China so spannend macht.

> Fabian und Janet (und Ducky) von Ducky on Tour

Meine Top 3: Essen war jeden Tag ein kleines Abenteuer und ich habe es geliebt bei den Einheimischen in ihren kleinen Garküchen zu sitzen und das „wahre“ chinesische Essen zu entdecken. Diese Garagenrestaurants findet ihr überall in China – traut euch, es lohnt sich!

Mein absoluter Lieblingsort in China ist das Wudanggebirge. Es ist traumhaft schön und voller Natur abseits von Großstädten. Ich habe hier Stunden beim Wandern verbracht – allerdings auf die chinesische Art über hunderte Treppenstufen. Eine der schönsten Touren geht am Fluss entlang über viele verschiedene Brücken und hin und wieder kam ein Äffchen vorbei um eine Erdnuss zu stibitzen.

Guilin ist wie die kleine aber viel touristischere Nachbarstadt Yangshou sehr anschaulich am Li-Fluss gelegen und auf einer Bank an der Flusspromenade sitzend kann man wunderbar die Menschen beobachten.

 Fabian_Ducky_Janet_Shanghai

Mein Anfängertipp: Unbedingt einen Ausdruck mit den wichtigsten Wörtern oder Sätzen (in Schriftzeichen) oder besser ein Reisewörterbuch mitnehmen. Erleichtert die Kommunikation sehr. Noch wichtiger sind allerdings Offenheit und Verständnis für andere Kulturen und eine große Packung Geduld.

Was ich lernte: China hat mir mal wieder gezeigt, dass es nicht zwingend der gleichen Sprache bedarf, um sich zu verständigen. Man muss allerdings etwas mutig sein und einfach anfangen mit Händen und Füßen zu kommunizieren und schon kann man mit Improvisation und Lächeln unglaublich viel erreichen. Gerade ein Restaurantbesuch und Bestellen des Essens waren für uns immer wieder aufregend. Die neue Technik à la Smartphone und Google Translate machen die Verständigung natürlich etwas einfacher.

Obwohl ich sehr aufgeschlossen bin und bereits sehr viele Länder bereist habe, hat mich China öfter als jedes andere Land an meine Grenzen gebracht. Mit einigen Sitten wie das Nase hochziehen und Spucken konnte ich mich auch nach mehreren Wochen nicht richtig anfreunden. Doch genau das macht dieses Land aus, es ist anders als man denkt und hat einfach eine abenteuerlich andere Kultur.

> Emma und Anselm von Zwei auf Weltwegen

Meine Top 3: Die Kloster- und Pilgerorte auf tibetischem Gebiet, wie Xiahe und Tongren, mit ihren beeindruckenden Tempelgebäuden und den besonderen, praktizierten tibetisch buddhistischen Tradiotionen, hatten eine faszinierende Austrahlung auf mich.

Weiterhin fand ich die Altstadt von Kashgar, ganz in der westlichsten Provinz Xinjiang, schön, da man dort zentralasiatische, uighurische und chinesische Kultureinflüsse in einem interessanten Mix vorfinden kann.

Und mir gefällt die Marktstrasse direkt vor meiner Haustür hier in Kunming, wo ich fast jeden Tag unter Anwendung meiner spärlichen Chinesischkenntnisse frisches Obst und Gemüse kaufe, das aus den Dörfern in die Stadt geliefert wird.

Emma und Anselm

Mein Anfängertipp: Den Rat, den uns ein guter Reisefreund vor unserem ersten Chinabesuch gab, kann ich nur weitergeben: Lass dich nicht entmutigen, wenn etwas kompliziert, befremdlich oder nicht nachvollziehbar erscheint – mit Geduld und der richtigen Portion Humor wird vieles beim Reisen in China einfacher!

Was ich lernte: Die Herausforderung besteht wohl darin, das Halten einer Balance zu lernen: manches ist hier viel einfacher als in Deutschland, bei anderen Dingen kommt man mit europäischem Denken nicht weit; du siehst immer und überall Leute und dennoch ist das Zusammenleben recht anonym; neben einem alten schönen Tempel sieht man teilweise hässliche Wohnblöcke… Im Reich der Mitte bin ich noch dabei, die Balance zwischen diesen alltäglichen Gegensätzen zu finden.

> Ulrike vom Bambooblog

Meine Top3: Peking, faszinierend und trubelig, tolle Museen und die Verbotene Stadt. Als ich zum ersten Mal 1988 in Peking landete, hatte ich das starke Gefühl, schon in einem früheren Leben hier gewohnt zu haben.

Xi’an, beeindruckende Geschichte, Terrakotta-Armee und viel mehr. Xi’an war mein erstes Ziel in China 1987. Seitdem habe ich die Terrakotta-Armee schon fünf Mal gesehen. Chengdu, entspannte Hauptstadt von Sichuan, Teehäuser und Pandabären. Nicht zu vergessen: die beeindruckende Ausgrabungsstätte Sanxingdui mit ihren faszinierenden Funden.

Ulrike
Mein Anfängertipp: Zum ersten Mal in China? Sei neugierig und offen für neue Eindrücke. Begegne den Menschen mit einem Lächeln, wenn sie dich anstarren oder das 10. „Hallo“ hinter Dir her rufen.

Was ich lernte: Ich habe in Peking Chinesisch gelernt. Ein Jahr in dieser faszinierenden Stadt als Studentin – das war eine großartige Zeit! Mittlerweile ist die Fähigkeit, die chinesischen Schriftzeichen lesen zu können, eine große Hilfe für mich unterwegs. Vor allem, wenn ich mal wieder ganz abseits aller Touristenpfade unterwegs bin. Aber man kommt in China auch gut mit Englisch zurecht.

> Kilian von Finds besser raus

Meine Top 3: Diesen Sommer entdeckten wir die kleine City Meizhou – gefühlt waren wir dort wohl die ersten Ausländer. Wir hatten gehört, dass es in der Nähe ein 404 Jahre altes Rundbauhaus und eine coole Teeplantage geben solle und haben diese dann besucht. Das besondere daran war das Feeling ein Exot zu sein und mit wenigen Brocken Chinesisch neue Freunde zu gewinnen. Und genau für solche Erlebnisse bin ich auf der Reisepiste. Meine zwei weiteren Lieblingsorte: Foshan, unser erster Wohnort, und Beihai – die Stadt direkt am Meer als Alternative zur touristischen Urlaubsinsel Hainan.

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Mein Anfängertipp: Stell dir vor, du bist in China und hast gerade etwas richtig Geiles im Restaurant gegessen. 15 Minuten später grummelt dein Magen. Shit! Jetzt ist es wichtig zu wissen, dass die Bakterien in China anders ticken und unsere westlichen Pillen nicht besonders helfen. Was also tun? Am besten gehst du dann in eine chinesische Apotheke, zeigst auf deinen Magen, sagst xièxiè [泄泻 = Durchfall] und furzt dazu fürchterlich.

Sie werden dir dann komisch schmeckende chinesische Medizin geben und die Magenverstimmung wird ziemlich sicher am nächsten Tag weg sein.  Um für solche Fälle gewappnet zu sein, lässt du dir von einem Einheimischen die wichtigsten Wörter auf ein Papier aufgeschreiben, oder schnappst dir hier mein fertig geschnürtes Vorbereitungspaket .

Was ich lernte: Die zwei größten Dinge, die ich aus China mitgenommen habe: Einerseits der Blick, also, dass die Welt von der anderen Seite auch tatsächlich anders aussieht. Wenn ich zum Beispiel das Gefühl habe, dass mich ein Chinese bescheißt, dann versuche ich aus seiner Perspektive zu denken. Durch dieses Verstehen-wollen rege ich mich heute weniger über Kleinigkeiten auf und begreife Zusammenhänge viel leichter.

Andererseits der Umgang mit Geld. Ich habe Chinesen da irgendwie entspannter erlebt. Die brauchen kein so hohes Sicherheitspolster wie wir Deutschen. Die wissen, dass sich das Kapital im Kopf und nicht auf dem Sparbuch befindet. Wenn es bei Chinesen um Freunde und Familie geht, dann ist Geld oft Nebensache und es wird schneller was spendiert und gemeinsam gefeiert.

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2 Kommentare

  1. Hallo Oliver, vielen Dank für die Gelegenheit, bei der Fragerunde mitzumachen. Hat viel Spaß gemacht. Der Blogpost ist super geworden. Es sind so viele gute Tipps und Infos dabei. Hab gerade Lust bekommen, wieder hinzufahren. Viele Grüsse Andre

  2. Hallo Oliver,

    ein schöner Bericht aus dem ich sicherlich ein paar Tipps übernehmen werde für meine Weltreise. Bist du derzeit auch auf Reisen? Kann man dir auf Instagram folgen?

    Bevor ich es vergesse: [xiè xie] heisst Danke. Das Wort für Durchfall lautet in Pinyin [fùxiè].

    Viel Erfolg noch!
    LG

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