China im Winter ist alles andere als eine Traumdestination. Doch wenn du nur in der kalten Jahreszeit unterwegs sein kannst oder im Reich der Mitte lebst, solltest du dich trotzdem nicht davon abhalten lassen. In diesem Übersichtsartikel stelle ich dir fünf Orte vor, die im Winter ideal sind.
Ich kann Kälte nicht ausstehen und der Winter in China ist mein erklärter Feind. Im ganzen Land gibt es nämlich mit wenigen Ausnahmen nur zwei Szenarien: Entweder ist es draussen so eisig, dass man seine Wohnung oder sein Hotel nicht verlassen will. Oder es ist im Freien einigermassen mild, aber dafür fehlt drinnen die Heizung. Die Trennlinie zwischen diesen beiden Szenarien bildet der Fluss Jangtse, der China in den beheizten Norden und den ungeheizten Süden trennt. Trotzdem gibt es ein paar wenige Fluchtpunkte; Orte die man gerade im Winter besuchen kann und diese möchte ich euch heute vorstellen. Natürlich ist die Liste nicht abschliessend.
Tipp 1: Lasse dich am Strand von Sanya braunbraten
Sanya ist die südlichste Stadt Chinas. Sie liegt praktisch auf dem gleichen Breitengrad wie die laotische Hauptstadt Vientiane, das indische Mumbay oder Kuba. Diese geographische Lage erlaubt es dir (und den vorwiegend chinesischen Touristen), auch im Januar in der Badehose am Strand abzuhängen. Die Temperaturen fallen selten unter 30 Grad und der Sonnenschein ist praktisch garantiert. Anders als viele andere chinesische Regionen leidet Hainan nicht unter einer starken Luftverschmutzung. Kein Wunder ist Sanya einer der beliebtesten Badeorte ganz Chinas.
Allerdings darfst du von den Stränden rund um Sanya nicht zu viel erwarten. Zwar sind sie feinsandig und insgesamt relativ sauber. Aber mit den sehr viel schöneren Stränden in Thailand oder auf den Philippinen können sie sich meiner Meinung nach nicht messen. Der international bekannteste Abschnitt befindet sich an der Yalongbucht, wo sich auch mehrere internationale Hotelresorts niedergelassen haben, was zwar einen gehobenen Standard garantiert, aber gleichzeitig etwas Charme vermissen lässt.
Hainan versucht sich als Badeort der gehobenen Klasse zu etablieren. Deshalb gibt es zahlreiche Unterhaltungsmöglichkeiten für das entsprechende Klientel wie zum Beispiel mehrere Golfplätze. Allerdings können auch Backpacker problemlos Hainan bereisen, ich war selber drei Mal dort und kam dabei in diesem Backpacker-Hostel unter. Im Innern der Inseln gibt es schöne Wanderwege und einen Ort mit Thermalquellen.
Tipp 2: Schlottere am Eisfestival von Harbin
Wenn schon frieren, dann richtig! Das habe ich mir letzten Winter auch gesagt und bin trotz minus 20 Grad nach Harbin aufgebrochen. In der nordostchinesischen Stadt findet jeweils ab der ersten Januarwoche das weltbekannte Schnee- und Eisfestival statt. Für diesen Anlass wird eine regelrechte Stadt aus Eisklötzen errichtet, die nachts dank zahlreicher Lichter besonders schön erstrahlt. Die zahlreichen Schnee- und Eisskulpturen sind auf eine anmutige Weise bizarr. Da hinter der Ausstellung jedes Jahr unglaublich viel Arbeit steckt, ist der Eintrittspreise mit etwa 30 Euro für chinesische Verhältnisse etwas happig.
Allerdings hat die Stadt Harbin neben dem Festival auch noch andere Sachen zu bieten, wie bespielsweies ein kultiges/trashiges Roboterrestaurant und ein etwas trostloser und wenig besuchenswerter Tiger-Park. Sehr beliebt ist auch, auf dem zugefrorenen Songhua-Fluss Schlittschuh zu laufen.
Ich habe das Eisfestival am letzten Wochenende vom Februar besucht. Für mich hat sich dieser Zeitpunkt als ideal herausgestellt: Die meisten Interessierten hatten die Eisstadt längst besucht und das Gelände war daher nicht mehr so überlaufen. Zudem waren die Temperaturen tagsüber nur noch knapp unter dem Gefrierpunkt (ich musste trotzdem nach jeweils 30 Minuten in einem der zahlreichen Restaurants auf dem Gelände einen heissen Tee trinken). Der späte Zeitpunkt brachte jedoch auch einen Nachteil mit sich: Erste Eisskulpturen waren bereits angeschmolzen und verschiedene Eispalaste durfe ich wegen der Einstutzgefahr nicht mehr betreten.
Tipp 3: Schwing dich in Yabuli auf die Bretter
Ich muss gestehen, dass es sich hierbei um einen Tipp handelt, der nicht auf eigenen Erfahrungen beruht – ich hoffe, dass ich das eines Tages noch nachholen kann, sollte ich jemals wieder einen Winter in China verbringen. Dass ich Yabuli hier trotzdem aufnehme, hängt damit zusammen, dass mehrere meiner chinesischen Bekannten, die dort waren, sich zwischen positiv bis begeistert äusserten. Wohl zu recht: Yabuli, das etwa drei Zugstunden südöstlich von Harbin liegt, gilt als bestes Ski-Resort Chinas.
Dass ich Yabuli nicht besucht habe, ist indes kein Zufall. Aufgrund meiner Abneigung gegen Kälte zog es mich nur ein einziges Mal nach Nordchina – und dies auch nur, weil ich nach so vielen Jahren in China einfach einmal nach Harbin „musste“. Wer mit eisigem Wetter besser umgehen kann als ich, kommt aber sicher auf seine Kosten.
Apropos Kosten: Der hohe Preis war ein weiterer Grund, wieso ich nie nach Yabuli gefahren bin. Für einen ganztägigen Ski-Pass bezahlst du etwas zwischen500 bis 700 Yuan. Dazu kommt, dass sich die wenigen verfügbaren Hotels ebenfalls eher einer finanzkräftigen Klientel verschrieben haben. Sorry, China, in der Schweiz kriege ich mehr für weniger Geld!
Ein weiterer Faktor sind die anderen Ski-Fahrer. Ich besuchte einmal ein Resort ausserhalb von Peking und empfand es als etwas anstrengend, mich durch die gewaltige Zahl von Anfängern zu schlängeln, die mit teilweise unkontrollierten Bewegungen ständig Beinahe-Zusammenstösse provozieren. Aber vielleicht ist das ja besser in Yabuli.
Tipp 4: Entdecke das ländliche Hongkong
Hongkong ist (gemeinsam mit Tokyo) für viele der Inbegriff von Urbanität. Auch für mich gehört die ehemalige britische Kolonie zu den grandioses Städten Asiens. Etwas, was mich immer wieder in Hongkong fasziniert: Wie kurz die Wege von der Metropole zur Natur sind. Und der beste Zeitpunkt für einen Besuch der Natur ist der Winter, wenn du statt dem üblich feuchtheissen Klima wanderfreundliche Tagestemperaturen um die 20 Grad zu erwarten hast.
Sehr schön müssen die etwas abgelegeneren Inseln sein. So weit bin ich leider nie gekommen. Als ich einmal für die Erneuerung meines Arbeitsvisums ein paar Tage in Hongkong festsass, verbrachte ich die Zeit am Plover Cove Reservoir. In der schönen Gegend kannst du ein paar hübsche Wanderungen oder Fahrradtouren unternehmen oder an einer der zahlreichen Grillstellen ein Picknick einnehmen. Allerdings kannst du die Region wie auch die meisten Inseln problemlos als Tagesausflug vom Stadtzentrum erreichen.
Tipp 5: Gönn dir in Xiamen etwas Café-Kultur
Ähnlich wie Hongkong ist auch Xiamen im Sommer unglaublich feuchtheiss. Ich habe die freundliche Stadt im Südosten zwei Mal im Winter besucht und empfand sie in dieser Jahreszeit als derart angenehm, dass ich sie gerne unter meinen Lieblingsstädte in China einreihe. Hauptsehenswürdigkeit ist die Insel Gulangyu, welche zum grössten Teil mit alten Kolonialbauten aufwartet. Viele von ihnen sind in den letzten Jahren in nette Cafés oder Gästehäuser umfunktioniert worden. Die Stimmung auf der verkehrsfreien Insel ist sehr entspannt und insbesondere für Backpacker genial.
Kunst wird auf Gulangyu gross geschrieben. Die Insel hat insbesondere ein Herz für Musiker. Wer zeigen kann, dass er Klavier spielt, erhält in einer Reihe von Hotels Vergünstigungen. Und so kommt es, dass man beim Spazieren durch die alten Gassen immer mal wieder Klavierklänge vernimmt.
// Angaben zur Verwendung der Bilder: //
- Das Foto aus Yabuli stammt vom Flickr-User „Ski China“ und wurde unter dieser Lizenz zur Nutzung freigegeben. Vielen Dank nach China!
- Das Foto aus Xiamen stammt vom Flickr-User Jakob Montrasio und wurde unter dieser Lizenz zur Nutzung freigegeben. Auch hier ein fettes Dankeschön!
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