Mischung aus Agentenfilm und Computerspiel: Das Room Escape "Ego" in Peking. Fotos: O. Zwahlen

Mischung aus Agentenfilm und Computerspiel: Das Room Escape „Ego“ in Peking. Fotos: O. Zwahlen

Hast du dir schon einmal vorgestellt, wie es wäre, ein Computerspiel in Echt zu spielen? Dann solltest du Room Escape ausprobieren. Rund 200 solche Parcours gibt es in der chinesischen Hauptstadt. In einem davon war ich am vergangenen Wochenende. Entwarnung: No Spoiler!

Wie Diebe steigen wir durch eine schmale Luke in den Raum ein und befinden uns plötzlich einige Jahrzehnte zurückversetzt in die Zeit des Kalten Kriegs. An den Wänden hängt sowjetische Propaganda, vor uns befindet sich eine mit einem Code verschlossene Tür. Sie versperrt uns den Zugang zum Wachraum. Hier müssen wir rein, um eine geheime sowjetische Waffe zu entschärfen. Doch zunächst gilt es, den Wächter mit einem falschen Telefonanruf aus dem Wachraum zu locken.

Wie wir das geschafft haben, verrate ich an dieser Stelle nicht, um dir nicht den Spass zu verderben, falls den spannenden Parcours selber ausprobieren möchtest. Nur so viel: Der Rundgang führt durch mehr als zehn Räume, die teilweise recht aufwändig dekoriert wurden. Dabei musst du dich durch Netze hangeln, durch die Lüftung robben und immer wieder Codes knacken und (leichtere) physikalische Aufgaben meistern.

Heimliches Zentrum des Takagismus

Hinter diesem Realität gewordenen Computerspiel steckt der IT-Experte Yang Tao. Zusammen mit Freunden hat er „Ego Takagism“ erst vor wenigen Wochen im Untergeschoss einer Hochhaussiedlung im Südwesten von Peking eröffnet. Schilder, die den Weg zu seinem Projekt weisen, gibt es noch nicht. Die würden ohnehin wenig bringen, denn Yang muss jeden Gast am Eingang der Siedlung abholen. So wollen es die Sicherheitsbestimmungen der Liegenschaftsverwaltung. Yang zuckt mit dem Schultern: „Das nervt, aber lässt sich nicht ändern.“

Room Escape stammt urspünglich aus Japan und wurde von einem Japaner namens Takagi als Computerspiel entwickelt. Wer das Konzept als erster in ein reales Umfeld umgesetzt hat, weiss Yang nicht. Während es im Land der aufgehenden Sonne nur wenige Rundgänge gibt, boomt Room Escape in Peking regelrecht. Zwischen 200 und 250 Installation in den unterschiedlichsten Qualitätsklassen gibt es in der chinesischen Hauptstadt, schätzt Yang.

Der Schöpfer: Yang Tao hat das Konzept für dieses Room Escape in Beijing entworfen.

Der Schöpfer: Yang Tao hat das Konzept für dieses Room Escape in Beijing entworfen.

Die meisten davon hat Yang selber gespielt, bevor er den eigenen Raum entwickelte. „In vielen Installationen kann man die Rätsel nur lösen, wenn man Chinesisch spricht“, erzählt er. Denn häufig seien die Passwörter, die man herausfinden muss, Wortspiele. Anders im „Ego“, das mit einer einzigen Ausnahme perfekt zweisprachig funktioniert.

Wer Schwierigkeiten mit der Lösung hat, muss sich nicht fürchten, für immer ein einem dunklen Raum gefangen zu bleiben. Yang gibt jeder Gruppe ein Walkie-Talkie mit, mit der er über Funk in Kontakt bleibt. Ist ein Rätsel zu schwierig, gibt Yang kleine Hinweise. Grundsätzlich sollte es jedoch reichen, in jedem Raum nach einer Hinweistafel zu suchen, über die wir Agenten unsere Aufträge bekommen.

Fazit: Kopflastige Sache

Für mich war Room Escape eine spannende Erfahrung, die ich jedem Pekingbesucher sehr empfehlen kann. Besonders gut gefiel mir, dass ich 90 Minuten lang das Gefühl hatte, mich mitten in einem Agentenfilm zu befinden. Die Hürden, die wir meistern mussten, um in den nächsten Raum zu kommen, waren für meinen Geschmack etwas kopflastig. Ich hätte mir hier etwas praktischere Lösungswege gewünscht. Der Spielspass litt jedoch nicht darunter.

Wir waren eine Gruppe von sieben Personen, die sich untereinander kaum kannten. Das erwies sich als wenig ideal, da bei Room Escape das gemeinsame Lösen des Rätsels im Vordergrund steht und bei unserem Team jeweils ein paar abseits standen und nicht richtig mitmachen konnten. Vier Personen halte ich für die perfekte Grösse.

Praktisches: Da sich jeweils nur eine einzige Gruppe in den Räumen aufhalten kann, ist eine Reservation dringend erforderlich, die gewöhnlich über die chinesische Grouponseite erfolgt. Für ausländische Interessierte will Yang in den nächsten Tagen eine Website schaffen, die ich hier verlinke, sobald sie läuft. Bis es soweit ist, gebe ich auf Anfrage gerne seine Handynummer heraus.

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6 Kommentare

  1. Interessant! So was ähnliches haben wir auch hier in Shanghai (Mr. X). Wir waren auch so zu ca. siebt mal dort und haben ein Szenario durchgespielt. Das Ziel haben wir übrigens nicht erreicht, obwohl wir den leichtesten Raum gebucht hatten. Es war doch ziemlich schwer. Dabei sind wir aber eher an den Geschicklichkeitsspielen gescheitert, da war uns das Kopflastige lieber 😉

    1. Ah, interessant. Der Betreiber von diesem Room Escape hat Mr. X ebenfalls erwähnt und meinte, das sei ein gutes Beispiel für ein kommerzielles Unternehmen. Er sprach allerdings von einer Filiale in Peking. Ich nehme daher an, dass es sich bei Mr. X um eine Kette handelt.

  2. Moin Oliver,

    im August werde ich nach Peking reisen und hätte Interesse an Teilnahme am Room Escape. Einige Freunde von mir werden auch dabei sein und würden uns auf direkte Kontaktanfrage von dem Betreiber freuen.

    Herzliche Grüße,
    Robert

    1. Hi Robert,
      ich hab dir die Kontaktangaben gemailt. Viel Spass und grüss Tao von mir.
      Oli

  3. Hi,

    hört sich super interessant und lustig an, würde das gerne mit meinem Freund zusammen machen. Muss man von Anfang an in einer Gruppe von 6 Leuten da sein bzw. die Tickets kaufen oder kann man auch zu zweit hin und wird dann mit anderen Teilnehmern gemischt? Weißt du das?
    Liebe Grüße

    1. Hi Julia,
      es müssen nicht zwingend sechs Personen sein. Im Gegenteil: Ich fand unsere Gruppe zu gross und würde daher eher drei bis mximal vier Personen empfehlen. Zu zweit müsste es aber meiner Meinung nach auch möglich sein.

      Spontan mit anderen Gruppen zusammenkommen, liegt eher nicht drin und würde mit einiger Wahrscheinlichkeit auch an der Sprachbarriere scheitern.

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