Hast du Lust auf eine Prise tibetische Kultur, eine gewaltige Berglandschaft und einen abenteuerlichen Roadtrip? Dann solltest du dir einen Fahrer schnappen und den Qinghai-See umrunden. Hier verrate ich, für wen sich die Reise in die abgelegene Region lohnt.
Vor inzwischen fünf Jahren habe ich mich auf den Weg zum Qinghai-See gemacht. Ich war insgesamt zwei Wochen unterwegs und reiste dabei hauptsächlich durch das tibetische Siedlungsgebiet nach Chengdu – ein Trip, der mich durch eine der spannendsten Gegenden Chinas führte.
Doch bevor es auf der „Tibet-Tangente“ losging, mietete ich zusammen mit drei Chinesen ein Auto mit Fahrer. Damit umrundeten wir in drei Tagen den Qinghai-See. Die Region ist stellenweise wunderschön und die Fahrt kann ich grundsätzlich sehr empfehlen, wenngleich die Organisation etwas schwierig ist.
Den Fahrer haben wir an einem Schwarzen Brett in der Jugendherberge von Xining (es gibt mehrere) gefunden. Wenn du kein Wort Chinesisch sprichst, suchst du am besten im Hostel nach Chinesen, welche die gleiche Tour planen und mit dir mitfahren wollen. Die Umrundung des Qinghai-Sees ist relativ beliebt – übrigens auch mit dem Fahrrad.
Noch ein kleiner Hinweis bevor es mit dem Reisebericht losgeht: Ich umrundete den Qinghai-See im Sommer 2011. Es besteht die Möglichkeit, dass ein paar Dinge nicht mehr so sind, wie ich sie beschrieben habe. Die Ziele sind in der Reihenfolge, in der ich sie besucht habe.
Tag 1: Durch die Menyuan-Rapsfelder in die Qilian-Berge
Die Route führte uns zunächst entlang der Strasse G227 über einen 3793 Meter hohen Pass und danach durch die Hochebenen von Menyuan. Die Gegend ist wegen ihren ausgedehnten Rapsfeldern bei Chinesen beliebt und tatsächlich sehr schön anzusehen. Bei meinem Besuch im Juli blühten die Felder in leuchtendem Gelb.
Der erste Stopp bildete ein Zufahrtsort zum Gangshika-Berg, einem beliebten Ort für chinesische Bergsteiger. Der Berg gilt unter Alpinisten als mittelmässig schwer. Einen Erfahrungsbericht zur Besteigung gibt es hier. Wegen der starken Wolken sahen wir allerdings nur einen Markierungsstein.
Nach einer weiteren Fahrt erreichten wir eine Gegend, die als Dongfang Xiao Ruishi vermarktet wird – also als die „kleine östliche Schweiz“. Den Ort hat unser Fahrer wegen mir angesteuert. Mich als Schweizer erinnerte die Landschaft mit ihren Tannenwäldern und den sanften Hügeln jedoch eher an den Schwarzwald.
Weiter geht die Fahrt durch die Qilian-Berge. Die Landschaft ist atemberaubend, aber das Wetter lässt auch hier die grossen Berge nur erahnen.
Achtung: Die Region Haibei (Nordufer des Qinghai-Sees) kennt Reiserestriktionen. Gemäss meinen Recherchen ist die Durchfahrt inzwischen erlaubt, Ausländer dürfen jedoch in den Orten nicht übernachten. Hier mein Bericht, wie ich von der Polizei abgefangen wurde.
Tag 2: Tibetische Stätten, Sandburgen und der See
Der zweite Tag führt uns zunächst wieder über einige Pässe. Im etwas westlicheren Teil des Qilian-Gebirges sind die Berge offenbar etwas höher. Die Strasse erreicht Höhen von bis zu 4121 Metern über Meer.
An einem Pass halten wir an. Hier befindet sich unweit eine tibetische Bestattungsstätte. Traditionell begraben Tibeter ihre Toten nicht, sondern legen die Leichen auf die Gipfel, damit sie von den Vögeln in den Himmel transportiert werden. Bei unserem Besuch liegen zum Glück keine Leichenteile rum.
Die Ortschaften, die wir heute durchfahren, sind häufig extrem hässlich: Viele Häuser sind schmutzig und verfallen. Im Hintergrund sehen wir immer wieder die Schienen der Tibet-Eisenbahn, die Xining mit Lhasa verbindet.
Nach einer Weile beginnt sich die Landschaft zu wandeln. An Stelle der grünen Berge treten Dünen. Wir stoppen an einem Ort namens Ximaladeng. Hier haben Künstler Sandskulpturen errichtet. Was von der Strasse aus zu sehen war, machte mich nicht an, den Eintritt zu bezahlen und auch meine Mitreisenden waren nach 20 Minuten enttäuscht zurückgekommen.
Am Nachmittag erreichen wir endlich den Qinghai-See. Leider ist der See nur an wenigen Stellen (mit dem Auto) zugänglich. Wir fahren also in ein Dorf, wo uns gleich eine heftige Parkplatzgebühr und ein Eintrittsgeld abknüpft wurde.
Der Ort, dessen Namen ich leider nicht mehr weiss, ist auf Touristen eingestellt. Es gibt einen kleinen Jahrmarkt, wo Besucher mit Luftgewehren auf Ballone schiessen können. Am See selber lassen sich Kamele für einen Ausritt entlang des Ufers mieten.
Ursprünglich war die Idee, in einer Jurte am See zu übernachten. Allerdings stellten sich diese als sehr billige und wenig authentische Plastikzelte heraus, die zudem nicht wasserdicht waren. Bei gutem Wetter wegen der Aussicht auf den See vielleicht eine Option, aber bei Regen keine tolle Sache. Wir fanden ein Hotel am Strassenrand.
Tag 3: Der Chaka-Salzsee
Wir haben am westlichen Ende des Sees übernachtet und fahren nun auf der südlichen Seite zurück. Ich wollte mir hier eigentlich die bekannte Vogelinsel ansehen, werde aber von meinen drei Mitfahrern überstimmt. Um diese Jahreszeit habe sowieso keine Vögel dort und der Umweg sei zu weit.
Stattdessen steht der Chaka-Salzsee auf dem Programm. Er liegt etwas abseits vom Qinghai-See, lässt sich aber auf einer Umrundung gut verbinden. Der Chaka-Salzsee ist etwa neun Kilometer breit und rund 15 Kilometer lang.
Der See ist überraschend flach. In grossen Teilen recht das Wasser gerade einmal bis zum Knöchel. Das trägt zu seiner grossen Beliebtheit bei, da sich hier witzige perspektivische Fotos machen lassen. Manche bezeichnen den Chaka-Salzsee deshalb auch als die chinesische Salar de Uyuni (Bolivien).
Allerdings kann ich den Vergleich nicht so recht nachvollziehen. Wir sind aber auch nicht ins Wasser, sondern haben ein Salzwerk besucht. Hier führt eine alte Eisenbahn auf einem Damm in die Mitte des Sees, die tolle Fotomotive bildet.
Im vorderen Bereich des Salzwerks werden jedes Jahr Salzskulpturen errichtet. Vermutlich waren die grossartigen Kunstwerke aus Schnee und Eis in Harbin im nordchinesischen Heilongjiang das Vorbild. Die detailverliebte Ausarbeitung des eisigen Originals erreichen die salzigen Werke jedoch leider nicht.
Anschliessend fahren wir dem südlichen Ufer des Qinghai-Sees entlang zurück nach Xining. Da am dritten Tag der Regen endlich aufhörte und gelegentlich die Sonne schien, begann der Qinghai-See so blaugrün zu schimmern, wie ich das von den Bildern kannte.
Nun konnte ich das erste Mal auf dieser Reise meinen Willen durchsetzen und die Gruppe dazu bewegen, noch einmal am Ufer zu halten. Für mich ein Grund, vor Freude in die Luft zu springen.
Fazit: Lohnt sich die Umrundung des Qinghai-Sees?
Ich bin von der Reise mit etwas gemischten Gefühlen zurückgekommen. Die Landschaft ist teilweise wunderschön – auch wenn ich beim durchgehend schlechten Wetter nicht so viel davon sehen konnte. Stellenweise war die Natur jedoch massiv verunstaltet. Die kleinen Ortschaften entlang der Strasse waren oft in einem jämmerlichen Zustand.
Zudem hatte ich Pech mit meiner Reisebegleitung. Meinen drei Mitreisenden waren die Landschaften und Natursehenswürdigkeiten nicht wichtig, sie interessierten sich vielmehr für Ziele, wo China „heroische Siege“ errungen hat. Dadurch verpasste ich einiges, hatte aber ein spannendes kulturelles Erlebnis.
Daher meine Empfehlung: Wenn du China wirklich in allen Facetten kennenlernen willst und schon viel vom Land gesehen hast, dann lohnt sich die Umrundung des Qinghai-Sees. Ansonsten würde ich eher andere Regionen empfehlen.
Solltest du dich für eine Umrundung gemeinsam mit chinesischen Touristen entscheiden, solltest du vor der Abreise etwas genauer als ich abklären, ob ihr das Heu auf der gleichen Ebene habt und euch wenigstens annähernd für ähnliche Dinge interessiert.
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