Die obersten Etagen des Jinmao-Towers bilden das Grand Hyatt Shanghai. Fotos: OZ

Die obersten Etagen des Jinmao-Towers bilden das Grand Hyatt Shanghai. Fotos: OZ

Bist du auf der Suche nach einer luxuriösen Unterkunft in Shanghai und hast keine Lust auf den Fünf-Sterne-Einheitsbrei? Dann könnte das Grand Hyatt eine Option für Dich sein: Es befindet sich in den oberen Etagen eines der höchsten Gebäude der Stadt.

Um die klassischen Fünf-Sterne-Hotels mache ich in der Regel einen grossen Bogen. Zu teuer, zu unpersönlich und zu konformistisch sind sie mir. Dass ich mir das Grand Hyatt in Shanghai überhaupt ansah, verdankt es dem Umstand, dass  es sich in den oberen Etagen eines der interessantesten Gebäude der Stadt befindet: Dem Jinmao-Tower.

Mach dir nichts draus, wenn dir der Name nichts sagt. Das 450 Meter hohe Gebäude selber kennst du vermutlich, da es auf den Bildern des modernen Shanghais häufig zu sehen ist. Zusammen mit den korkenzieherähnlichen Shanghai Tower (dem derzeit zweithöchsten Gebäude der Welt) und dem Shanghai World Financial Center, das einem Flaschenöffner gleicht, domiert es die Skyline.

Der Bambusturm

Für mich gehört der Jinmao-Turm zu den schönsten Wolkenkratzern in China. Er wurde nach den Regeln der traditionellen chinesischen Ästhetik geschaffen. Seine Form erinnert bewusst an die Form einer Pagoda und eines Bambushalms. Bekannt ist auch sein Attrium. Mit 152 Metern Höhe und 27 Metern Durchmesser war es eine Weile das grösste seiner Art. Heute gebührt dieser Titel dem bekannten Burj Al Arab.

Selbst wenn du dir das teure Hotel nicht leisten kannst oder willst, ist ein Besuch des Attriums auch für Nichtgäste ein mögliches Ausflugsziel. Dazu gehst du einfach an der Rezeption vorbei in die Etage 56 und bestellst dir dort in der Patio Lounge am Fuss des Attriums einen Drink. Fotografieren ist erlaubt.

Blick aus dem 87. Stock in das 135 Meter hohe Attrium.

Blick aus dem 87. Stock in das 135 Meter hohe Attrium.

Alternativ kannst du auch gleich in den 88 Stock fahren und dir dein Feierabendbier in der Bar „Cloud 9“ gönnen. Das kostet dich zwar eine Kleinigkeit, ist aber meiner Meinung nach der bessere Deal als der Besuch der Aussichtsplattform im benachbarten World Financial Center.

Bei der Eröffnung im Jahre 1998 hielt der Turm gleiche mehrere Weltrekorde, die er im Laufe der Zeit an andere Bauten verloren hat. Einen hat er jedoch bis heute gehalten: im Innern befindet sich der welthöchste Wäscheabwurfschacht.

Das Grand Hyatt Shanghai

Der Portier nimmt mir den Rucksack ab und reicht mir stattdessen eine Nummer, die ich beim Checkin an der Rezeption ein paar hundert Meter weiter oben abgeben muss. Dann weist er mir den Weg zum Fahrstuhl. Mit eine Geschwindigkeit von neun Metern pro Sekunde rasen wir in die Höhe. Als ich in der Etage 54 angekommen bin, ist mir ein Augenblick schwindelig und ich spüre den Druck in den Ohren.

Gemütliches Relaxen in Etage 64.

Gemütliches Relaxen in Etage 64.

Der Arbeitsplatz.

Mein Arbeitsplatz.

Mir wird ein Zimmer im 64 Stock zugewiesen. Ich bin auf die Aussicht gespannt und werde dann gleich etwas enttäuscht, als ich an die grosse Fensterfront trete: Mein Zimmer weist Richtung Osten und ein Teil der Aussicht wird durch das viel höhere World Financial Center versperrt. Erst später stelle ich fest, dass die attraktiveren Räume in Richtung Huangpu-Fluss teurer sind.

Doch dann werde ich gleich durch eine positive Überraschung wieder versöhnlich gestimmt: Hier im Hotel kann ich problemlos auf Facebook und Instagram zugreifen. Das Grand Hyatt umgeht offenbar mit einem VPN für das ganze Hotel die chinesische Zensur. Das freut mich deswegen, weil das chinesische Internet neben der schlechten Luft und den ständigen Staus der wichtigste Grund war, wieso ich vor Jahren China verlassen habe.

Das Zimmer ist auch sonst hervorragend ausgestattet. Vor dem Fenster befindet sich ein praktisch eingerichteter Arbeitsplatz. Am Fernseher ist ein Blueray-Player angeschlossen, was aus mir unerklärlichen Gründen bei vielen Fünf-Sterne-Hotel noch nicht Standard ist. Besonders gut gefällt mir jedoch das edle Badezimmer, das ganz mit Marmor ausgestattet ist. Nur schade, dass das Schlafzimmer so klein ist, dass ich kaum Platz für mein Gepäck finde.

Eleganz im Badezimmer.

Eleganz im Badezimmer.

Die Badezimmeruhr ist an einem Spiegel angebracht.

Die Badezimmeruhr ist an einem Spiegel angebracht.

Abend zieht ein Sturm auf. Die Strassen verschwinden in einem Nebelmeer und der Wind pfeifft an den Fenstern. Bei besonders starken Böen beginnen die Scheiben zu klappern und während ich im Bett liege, habe ich das Gefühl, dass der ganze Turm leicht schwankt. Vielleicht ist das auch nur Einbildung.

In den Wolken schwimmen

Am nächsten Morgen besuche ich das Schwimmbecken. Bei seiner Eröffnung war das Schwimmbad noch das höchstgelegene der Welt. Ich war deswegen sehr auf die Umsetzung und die Aussicht aus dem Becken gespannt. Der Sturm hat sich inzwischen gelegt und der Regen scheint die Luft reingeschwaschen zu haben.

Ich hatte eigentlich einen Infiniti-Pool erwartet, der beim Schwimmen den Blick auf die Skyline der Metropole freigibt. Das war aber leider nicht der Fall und meiner Meinung eine verpasste Chance. Nachdem ich ein paar Längen trainiert hatte, setzte ich mich mit dem ultra-kuscheligen Bademantel auf einen der Liegestühle und genoss halt so die tolle Aussicht auf die Stadt.

Erwähnenswert ist, dass das Hyatt offenbar die Sicherheit der badenden Gäste gross schreibt. Obwohl ich die einige Person im Schwimmbad war, passte ein Bademeister auf mich auf.

Ehemaliger Weltrekord: Der ehemals höchste Pool der Welt.

Ehemaliger Weltrekord: Der ehemals höchste Pool der Welt.

Mein Fazit

Ich habe die Übernachtung privat (keine Kooperation) geschenkt bekommen. Wenn ich selber hätte bezahlen müssen, wäre ich ziemlich sicher anderswo untergekommen. Wer allerdings ein grösseres Reisebudget als ein durchschnittlicher Langsamreisender zur Verfügung hat, kann mir dem Grand Hyatt Shanghai nicht viel falsch machen.

Zugegeben: Die Standardzimmer mit ihren nicht sehr clever aufgeteilten 40 Quadratmetern sind ziemlich klein. Aber die moderne Einrichtung und Ausstattung wirkt sehr neu, was in Shanghai auch bei den besseren Hotels leider keine Selbstverständlichkeit ist. Die Aussicht ist grandios, auch wenn sie in einigen Zimmern durch die anderen Wolkenkrater etwas eingeschränkt sein kann.

Eine Übernachtung im Grand Hyatt Shanghai ist je nach Zimmerkategorie und Reisezeit bereits ab etwa 200 Euro zu bekommen. Auf Agoda und Booking werden immer wieder interessante Aktionen angeboten. Ich empfehle, bei den beiden eine Blick auf die Website zu werfen.

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6 Kommentare

  1. Hallo Oli,

    ich liebe Hotels mit Ausblick. Oft sagen Reiseblogger mir, nur deinen Hotelbericht XY habe ich nicht gelesen. Dabei mag ich solche Einblicke manchmal fast mehr als 10 Tipps für XY wo ich sowieso nicht hinfahre. Wahrscheinlich so eine Macke von mir.

    Danke fürs mitnehmen und ich will mich jetzt auch irgendwo im Bademantel einkuscheln und lesen, das sieht gemütlich aus!

    Alles Liebe
    Tanja

    1. Hallo Tanja,
      deinen letzten Beitrag zum Baumhaus in Namibia (oder war es ein anderes Land?) habe ich auch interessiert gelesen. Ich finde, wenn ein Hotel ein aussergewöhnliches Konzept hat (oder eben in einem der coolsten Gebäude einer Stadt steht), dann kann sowas schon ganz interessant sein. Ansonsten finde ich Hotelbeschreibungen eher langweilig. 10 Tipps für XY allerdings auch, so lange der Ort nicht wirklich aussergewöhnlich ist.
      Gruss,
      Oli

  2. Hallo,

    ist sehr interessant, aber nicht ganz meins. So hoch oben bin ich nicht schwindelfrei.
    LG
    Ulrike

    1. Echt? Ich bin auch nicht schwindelfrei, aber hinter einem Glas macht mir die Höhe nichts aus. Eigentlich komisch…

  3. Hallo Oliver,
    ich habe meine Ausbildung 1987 in einer Behörde in Düsseldorf gemacht, die Schulungen und Prüfungen waren in der 23. Etage in Sizungssälen. In dieser Höhe gab es u.a. keine Leuchtstoffröhren als Beleuchtung, sondern waren hängend an der Decke befestigt. Das hat bei Hochhäusern auch seinen Grund. Selbst bei normaler Windstärke schwingen die oberen Etagen durch den Luftdruck auf die Fassade. Bei einem ausgewachsenen Sturm wie Du ihn beschrieben hast und dann in der 63. Etage wird da ein ganz schöner Druck auf dem Hochhaus gewesen sein. Aber keine Panik, die Hochhäuser überall auf der Welt sind sogar erdbeebensicher gebaut. Uns wurde gesagt, das unser Hochhaus in der 23. Etage bis zu einem halben Meter im Extremfall schwanken kann ohne das etwas passiert. Starre Leuchtstoffröhren würden dann, und auch schon wesentlich früher, schlicht und einfach brechen.
    In diesem Sinne, wünsche ich Dir aus der 1. Etage eines 12 geschossigen Mehrfamilienhauses in Nanjing ein schönes Pfingstwochenende.
    Liebe Grüsse
    Dirk

    1. Hallo Dirk,
      Naja, Panik hatte ich nicht. Ich war schon einmal in Tokyo in einem erdbebensichereren Wolkenkratzer als es wirklich bebte und da hat dann alles geknirscht und geknarrt. Das war sehr, sehr viel unangenehmer. Die Bewegung im Hyatt war hingegen nur sehr schwach spürbar. Dass der Wind offenbar so einen starken Einfluss hat, überraschte mich dann doch etwas. Wie es mit der Beleuchtung gelöst war, daran erinnere ich mich nicht mehr so genau. Aber ich glaube, es waren kleine Halogenspots in der Decke.
      Liebe Grüsse nach Nanjing,
      Oli

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