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Visaantrag von Konsulat für Bearbeitung nach China weitergeleitet

Hallo!

Wir hatten heute eine äusserst unangenehme Überraschung und hoffen, dass uns jemand vielleicht einen Hinweis geben kann, was die Ursache sein könnte, bzw. was wir machen sollten.

Wir sind 'Overland Travellers', d.h. mit unserem eigenen Fernreisemobil durch Asien unterwegs. Über Greatway Tours https://www.selbstfahrerreisen.com/ haben wir unsere begleitete Selbstfahrreise durch China (Mongolei - Laos) organisieren lassen. Greatway wurde uns von Freunden empfohlen, welche auf die gleiche Art schon drei Mal durch China gereist sind.

Vor zwei Tagen haben wir in Zürich unseren Visaantrag mit Invitation Letter von Greatway eingereicht … alles schien ok, das vom Konsulat mit der Vorbereitung beauftrage Visa Service Center hat unseren Antrag geprüft und als in Ordnung befunden. Heute erhielten wir den Anruf und die sinngemässe Mitteilung, dass unser Antrag einer genaueren Prüfung unterzogen werden müsse, deshalb nach China geschickt würde und dass wir in etwa zwei Monaten eine Antwort bekämen. Wir haben gefragt und gefragt und gebohrt um herauszufinden, wo das 'Problem' liegt … aber es wurde nur gesagt, dass man uns nichts sagen könnte. Wir haben gefragt, ob etwas mit unseren Schweizer Pässen oder mit dem Invitation Letter nicht stimme … keine Antwort. Auch die erbetene Aufenthaltsdauer (45 Tage) ist offenbar nicht das Problem (sie müssten unsere Antrage auch nach China schicken, wenn wir nur 10 oder 20 Tage gefragt hätten).

Nach Plan reisen wir zwar erst am 16. Sept. in China ein, aber wir sind nur kurze Zeit in der Schweiz und fliegen zurück nach Kirgistan, um unsere Fahrt fortzusetzen … wir können also nicht zwei Monate warten.

Hat jemand eine Ahnung, wo das 'Problem' sein könnte, dass wir nicht innert der üblichen Frist von 4 Arbeitstagen das Visum bekommen und weshalb es zur Bearbeitung nach China geschickt werden muss? Ist es, weil wir mit dem eigenen Fahrzeug einreisen? ... aber die Bearbeitung dafür (u.a. z.B. die Zollkaution etc.) wird ja von Greatway übernommen. Wir haben zwar einen Türkei-Stempel im Pass, aber soweit uns bekannt ist, gibt es nur ein Problem, wenn man ein Visum in einen türkischen Pass möchte. Oder könnte es sein, will wir keine Aufenthaltsadressen in China angegeben haben? Greatway hat zwar mit dem Invitation Letter einen recht detaillierten Routenplan (für jeden) Tag gemacht (ist zwar alles auf Chinesisch), aber da wir eben mit einem Wohnmobil unterwegs sind da vermutlich keine Angaben zu Hotels gemacht.

Was uns verrückt macht ist, dass wir keine Ahnung haben, was der Grund für diese 'Behandlung' ist. Natürlich könnten wir versuchen, unsere Visas 'unterwegs' (d.h. z.B. in Duschanbe, Tashkent, Almaty oder Ulan Bataar) einzuholen … aber was wenn überall gesagt wird, dass unser Antrag nach China geschickt werden muss?

Also schon mal vielen Dank für alle hilfreichen Antworten 🙂

Viele Grüsse

Jürg

Oliver hat auf diesen Beitrag reagiert.
Oliver

Hi Jürg,

das ist natürlich nun ein bisschen wie Kaffeesatzlesen. Was die genauen Gründe sind, kann keiner so genau sagen.

Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass die Kombination mit dem Türkeistempel im Pass (der hat auch schon dafür gesorgt, dass ich bei einer visafreien Einreise eine halbe Stunde verhört wurde) und deiner Route, die dich ab Zentralasien vermutlich durch Xinjiang führt, ein Problem ist.

Wie du vielleicht weisst, ist Westchina eine Problemzone, wo laut Medienberichten bis eine Million Uighuren in Umerziehungslagern (manche verwenden auch den Begriff "Konzentrationslager") eingesperrt sind. Uighuren sind türkischstämmig, daher erwartet China am ehesten Probleme von Reisenden, die einen engen Kontakt zur Türkei haben.

Wenn dann noch eine Fahrt mit dem eigenen Fahrzeug dazukommt, die sich nicht so leicht nachvollziehen lässt wie Übernachtungen im Hotel, dann hast du vielleicht einfach irgendwann die Menge an Kleinigkeiten erreicht, die dazu führen, dass man dich und deine Pläne genauer untersuchen will. Das heisst jedoch nicht zwingend, dass du dein Visum nicht bekommen wirst.

Es ist aber auch nicht ganz auszuschliessen, dass die Regeln sich grundsätzlich verschärft haben. In den letzten fünf Jahren wurde die Bewegungsfreiheit von Ausländern in China auf verschiedene Weise eingeschränkt und die Visavergabe erschwert.

Das ist natürlich eine total blöde Situation für Euch, da es ja im Prinzip ausser der Myanmarroute, die ja ein noch grösserer bürokratischer Spiessroutenlauf ist, keine andere Möglichkeit gibt, nach Südostasien zu gelangen.

 

 

 

 

 

Hallo Oliver

Ganz herzlichen Dank für Deine schnelle Antwort. Die Sache mit den turkstämmigen Uiguren ist mir bekannt und ich habe über Umwege auch von einem Fall vernommen, wo einer türkischen Staatsangehörigen das China-Visum verweigert wurde. Auf dem Antragsformular stand halt eben die Frage, welche Länder man in den letzten 12 Monaten bereist hätte …. und da war letzten Juli halt eben die Türkei auch dabei … und wenn ich es auf dem Antragsformular weggelassen hätte, hätte man die Stempel im Pass immer noch gesehen ...

Tatsächlich reisen wir aber nicht Xinjiang, sondern woll(t)en von der Mongolei kommend beim Grenzübergang Erenhot nach China einreise.

In der Zwischenzeit haben wir bei Freunden nachgefragt, welche bereits 3x mit dem eigenen Fz und der gleichen Agentur durch China gereist sind (auch durch Xinjiang … nachdem sie auf der Anreise u.a. auch durch die Türkei gekommen sind … aber das war 2014 ...) und nie Probleme bei der Visabeantragung hatten. Diese scheinen aber mit der Reiseroute auch jedes Mal eine Hotelliste eingereicht zu haben … deshalb zielt nun meine Vermutung für den Stolperstein in diese Richtung.

Allerdings ist die Myanmar-Route auch keine Variante … unser Fz steht z.Zt. in Kirgistan … nach Südostasien gäbe es nur eine einzige Variante ohne China zu berühren … Tadjikistan-Afghanistan-Pakistan-Indien … aber das 2. Land in dieser Aufzählung habe ich nun wirklich nicht auf der Wunschliste …. theoretisch könnten wir zurück und über den Iran und Pakistan … aber offenbar lässt der Iran seit wenigen Wochen keine ausländischen Fz über 2500ccm mehr ins Land ….

Ich muss nun mal abwarten, mit welchem Vorschlag unsere Agentur kommt … auf jeden Fall nochmals herzlichen Dank für Deine Überlegungen!

Viele Grüsse, Jürg

 

Xi Jinping ist im März 2013 Staatspräsident geworden und erst mit seinem Amtsantritt haben die Unterdrückung und die Abschottung des Landes wieder stark zugenommen. 2014 kann also durchaus noch eine deutlich libaralere Politik geherrscht haben als heute.

Persönlich würde mich überraschen, wenn die fehlende Hotelliste der Grund für das Vorgehen wäre. Aus meiner Erfahrung ist es eher so, dass bei formalen Fehlern (also zum Beispiel wenn notwendige Dokumente fehlen) der Antrag entweder gar nicht erst angenommen oder dann relativ schnell abgelehnt wird. Die lange Bearbeitungszeit scheint mir eher darauf hinzuweisen, dass Informationen zu dir und zu deinem Hintergrund beschafft werden sollen.

Das mit der neuen Hubraum-Regelung für ausländische Fahrzeuge im Iran ist ja doof und irgendwie auch seltsam. Hast du eine Idee, was der Grund hierfür sein könnte? Der Iran ist ja sonst nicht unbedingt dafür bekannt, dass er gegen Spritfresser ist.

Verschiffen ist ja auch nicht wirklich eine Option, da du von Europa wegen Syrien und dem Irak überhaupt erst gar nicht zu den Orten kommst, wo du verschiffen könntest.

Theoretisch gäbe es auch eine Route durch den Wakhan-Korridor, die einigermassen sicher wäre - auch wenn ich in den letzten Monaten davon gelesen habe, dass die Taliban immer näher an den Wakhan-Korridor kommen.  Da könntest du bei Ishkashim von Tadschikistan aus nach Afghanistan und etwas weiter im Osten gibt es einen Grenzübergang nach Pakistan, den - so wie ich gelesen habe - Ausländer auch mit einer Sonderbewilligung passieren können. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie schwer das zu organisieren ist und ob die Grenze Richtung Pakistan überhaupt eine Strasse hat. Auf Google Maps kann ich jedenfalls keine Strasse finden. Doch selbst wenn das klappt, dann hast du ja immer noch nicht das Problem mit Myanmar gelöst. Daher ist es vermutlich tatsächlich das Beste, wenn du noch eine Weile wartest und schaust, dass es irgendwie mit China klappt.

Gruss,
Oli

Hallo Oliver,

Das mit Iran ist tatsächlich doof … und warum die Regelung einführt wurde ist mir nicht bekannt … ich habe aber auch nicht mehr recherchiert, weil der Iran hinter uns liegt und eine erneute Einreise für uns (zumindest bis vor 24 Std.) kein Thema mehr war. Ich warte aber noch auf eine Rückmeldung des TCS (der Schweizer ADAC), ob die etwas wissen, aber ich kann nur mutmassen, dass es einfach eine (zwar wenig einleuchtende) Gegenmassnahme ist im Zuge der sich verschärfenden Beziehungen zwischen dem Iran und dem Westen.

Vom Grenzübergang bei  Ishkashim habe ich gelesen, da werden wir auch vorbeikommen und da gäbe es auch ein afghanisches Konsulat, wo man offenbar Visas gekommen kann … aber eben, ich bin nicht wirklich erpicht darauf, kriegsnahe Gebiete zu bereisen ...

Dass über mich selbst mehr Informationen beschafft werden sollen … na ja, den Gedanken hatte ich auch schon, aber ich bin nun wirklich in jeder Beziehung eine unscheinbare Person … aber vielleicht ist es tatsächlich die Summe der Ungewöhnlichkeiten, welche die genauere Überprüfung provoziert hat.

Da unser Rückflug nach Kirgistan in einer Woche und die anschliessende Weiterreise feststeht, können wir jedenfalls nicht hier in der Schweiz warten. Auch eine Variante mit Zweitpass geht nicht, weil ein solcher für Schweizer nur sehr schwer erhältlich ist (und eine Beantragung in der kurzen Zeit auch kaum noch möglich ist) … also werden wir wohl der Reihe die chinesischen Botschaften in Duschanbe, Tashkent und Almaty (und allenfalls noch Bishkek) abfahren und als letzte Hoffnung bleibt Ulan Bataar … und hoffen ...

Ich werden dann gelegentlich mitteilen, wie die Sache ausgegangen ist …. 🙂

Viele Grüsse, Jürg

 

Ich kenne den TCS. Bin ja selber Schweizer... Wenn das eine Retourkutsche für den Konflikt mit den USA sein sollte, dann verfehlt die ein bisschen die Wirkung, da US-Bürger ja sowieso nicht unabhängig im Land reisen dürfen und die europäischen Länder dem Iran ja eher den Rücken decken. Seltsam, seltsam...

Der Wakhan-Korridor würde mich jetzt schon sehr reizen und wenn ich eh dort durchkäme, würde ich mir einen kurzen Abstecher schon überlegen. Wobei das ja vor allem dann ja vor allem im Osten in diesem Nationalpark interessant wird, wo es keine Strassen mehr gibt. Die Botschaft ist übrigens in Khorog, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Also ein paar Kilometer früher.

Die chinesischen Botschaften in Zentralasien sind für ihre hohen Ablehnquoten bekannt. Zumindest damals als ich in der Region unterwegs war, haben eigentlich alle, die ich getroffen habe, darüber geklagt, dass sie kein Visum für China bekommen haben. Insofern ist vielleicht die Mongolei die beste Option.

Aber grundsätzlich ist die verdachtserregende Konstellation ja auch noch gegeben, wenn du in der Mongolei bist. Das heisst, dass du dann auch dort unter Umständen zwei Monate auf den Bescheid warten musst. Daher ist es vielleicht besser, wenn du in einem halben Jahr wieder einen Heimaturlaub einplanst.

Nebenbei: Wie hast du das eigentlich mit dem Fahrzeug gemacht? Ich dachte immer, es sei in diesen Ländern ein Problem, wenn man ohne Auto das Land verlässt.