Zitat von Oliver am 4. Februar 2021, 23:22 Uhr

Aktuell kommt der chinesische Handy-Hersteller Xiaomi wegen seiner Firmware-Updates nicht mehr aus den Negativschlagzeilen. Zuerst wurden manche Geräte durch das Update derart zerstört, dass sie ersetzt werden mussten. Nun funktionieren Google-Dienste nicht mehr.

Besitzer von Xiaomi-Handys sollten derzeit davon absehen, auf das neue Betriebssystem MIUI 12.5 zu aktualisieren. Ein Update kann zu einer Sperrung sämtlicher Google-Dienste führen.

Zur Erinnerung: Mehrere wichtige Apps benötigen das Google Framework. Besonders schwerwiegend ist, dass Google Play nicht mehr funktioniert: Man kann also weder neue Apps installieren noch bereits installierte aktualisieren. Betroffen sind ausserdem Gmail, Google Map und YouTube. Bei mir funktionierte zudem die Netflix-App nicht mehr, was aber möglicherweise nicht mit der Sperrung zusammenhängt.

 

Wer ist betroffen?

Was man wissen muss: Xiaomi unterscheidet grundsätzlich zwischen Handy für den heimischen Markt (China) und Geräten für den internationalen Markt. Anders als beim Wettbewerber Huawei  (der wegen eines Boykotts durch die US-Regierung nicht mehr mit amerikanischen Firmen zusammenarbeiten darf und deswegen auf keinem Gerät mehr Google-Produkte nutzen kann) sind bei Xiaomi aktuell nur Handys für den chinesischen Markt betroffen.

Das heisst: Wer sein Xiaomi in Europa in einem offiziellen Xiaomi-Laden gekauft hat, kann aufatmen. Problematisch sind allerdings Parallelimporte: Also Mobilfunkgeräte, die man entweder selber in China gekauft und mitgenommen hat oder übers Internet bei einem Importeur erworben hat. Wer also ein Import-Xiaomi hat, sollte vorerst die Finger vom Update-Knopf lassen.

Nur der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass ältere Modelle unter Umständen bereits ausserhalb des Update-Zyklus sind.

 

Was ist der Hintergrund für den Google Bann?

Zwar hat die amerikanische Regierung auch Xiaomi Nähe zum chinesischen Militär nachgesagt, was der chinesische Handy-Hersteller jedoch umgehend dementierte. Zu offiziellen Sanktionen ist es jedoch bisher nicht gekommen. Der Google-Bann ist also, um es etwas pointiert zu formulieren, auf Chinas Mist gewachsen.

Was sind die Gründe dafür? Offizielle Angaben habe ich keine gefunden. Wahrscheinlich ist jedoch, dass die chinesische Regierung die eigenen App-Stores pushen will. Denn mit einer Sperre der Google-Dienste lässt sich besser verhindern, dass unliebsame Apps installiert werden können. Mehr dazu später.

Möglicherweise könnte aber auch einfach Xiaomi den Paralell-Handel verhindern wollen. Denn Xiaomi-Handys kosten in China oft etwa 200 Euro weniger als in den europäischen Mi-Stores. Wer also ohnehin öfters im Reich der Mitte unterwegs ist, kann (oder konnte) viel sparen, wenn er sich das Gerät in China kaufte.

Der Google-Bann könnte also auch ein Schritt gegen die Parallel-Importe sein, durch die Xiaomi vermutlich viel Geld verloren hat. Ob die Rechnung letztlich aufgeht, wird sich zeigen müssen: Denn wer bereit ist, ein paar Stunden in die nachträgliche Aufrüstung eines Importgeräts zu investieren, wird sich eher nicht dafür entscheiden, die deutlich teureren Global-Versionen zu kaufen.

 

Ich bin betroffen, was tun?

Wer ausversehen bereits ein Update getätigt hat und vor dem Problem steht, dass das Handy nicht mehr richtig funktioniert, hat eine Reihe von Optionen. Wichtig ist: Mit MIUI 12.5 wird Google Mobile Services GSM auf der Ebene des Betriebssystem blockiert. Die Apps funktionieren auch nach einer Neu-Installation nicht mehr.

Wenn es schnell gehen soll, empfehle ich die Verwendung von alternativen App-Stores. Der aus meiner Sicht beste ist Uptodown. Damit bekommst du weiterhin neue Apps installieren und bestehende auf neue Versionen updaten. Für viele Google-Apps gibt es Alternativen.

Ein Downgrad ist systemseitig leider nicht vorgesehen. Im Prinzip hast du zwei Optionen: Du kannst das Handy mit einem Factory-Reset zurücksetzen und alles frisch installieren. Allerdings musst du dann darauf achten, dass du die Firmware nie mehr updatest. Oder du installierst eine westliche Custom-Rom. Im Internet findest du zahlreiche Anleitungen.

Bisher habe ich beides noch nicht selber versucht, werde hier aber weiterschreiben, sobald ich mehr weiss. Wichtig ist aber zu wissen, dass du mit grosser Wahrscheinlichkeit deine Daten verlierst. Es ist darum extrem wichtig, dass du vorher genau darauf achtest, dass du wirklich alle deine Daten auf die Festplatte kopiert hast.